Kreis Steinburg/Itzehoe (anz) – Die weiteren Kernelemente des im Januar 2023 gestarteten Bürgergelds greifen zum Beginn der zweiten Jahreshälfte. Nach den zu Jahresbeginn eingeführten neuen Regelsätzen werden nun der erweiterte Instrumentenkasten für Förderungen und der Kooperationsplan eingeführt.
Robert Nobiling, Geschäftsführer des Jobcenters Steinburg, erklärt dazu: „Im zweiten Schritt der Bürgergeld-Reform verbessern sich die Arbeitsmarktchancen für unsere Kundinnen und Kunden. Die Bürgergeld-Beziehenden können sich leichter qualifizieren und weiterbilden. Wir sind vorbereitet und freuen uns!“
Damit vom Jobcenter Steinburg betreute Bürger leicht die für sie passende Weiterbildung finden, geht das Jobcenter am Standort Itzehoe neue Wege. Im Dienstgebäude wurde ein Trägerbüro eingerichtet. Jeden Tag bietet ein anderer Weiterbildungsträger Beratung und Informationen zu seinem Bildungsangebot an. Unter https://jobcenter-steinburg.de/navigation/traegerbuero können sich interessierte Kunden über die vielfältigen Angebote informieren. Wer dabei ohnehin gerade online ist, kann gleichzeitig im Internet recherchieren, welche unzähligen Möglichkeiten für Online-Weiterbildungen bestehen.
Aus Sicht von Geschäftsführer Robert Nobiling lohnt sich Weiterbildung ab dem 1. Juli sehr: „Viele Unternehmen in der Region suchen qualifiziertes Personal. Der Erwerb einer beruflichen Qualifizierung erleichtert nach längerer Arbeitslosigkeit den Einstieg in den Arbeitsmarkt und eröffnet langfristig sichere Beschäftigungsperspektiven. Ab Juli gibt es zudem noch größere finanzielle Anreize. Die Weiterbildungsprämie für das Bestehen von Zwischen- und Abschlussprüfung wird verstetigt. Und es werden zwei neue Leistungen geschaffen: Zum einen das Weiterbildungsgeld in Höhe von 150 Euro monatlich für die Teilnahme an abschlussorientierter Qualifizierung, also vor allem Umschulung. Und zum anderen der Bürgergeldbonus in Höhe von 75 Euro monatlich bei anderen Formen von Weiterbildung, die eine Mindestdauer von acht Wochen haben.“
Zugleich verbessern das Jobcenter Steinburg und alle kooperierenden Weiterbildungsträger ihre Zusammenarbeit. Das Trägerbüro wird neben interessierten Bürgern oft auch von den Jobcenter-Mitarbeitern genutzt, um sich über neue Bildungsangebote der Träger zu informieren und sich mit den Trägern persönlich auszutauschen.
Neue Chancen für vier Millionen erwerbsfähige Bürgergeld-Beziehende
Zusätzlich zu den erweiterten Fördermöglichkeiten verleiht der Wegfall des Vermittlungsvorrangs der beruflichen Weiterbildung noch zusätzliches Gewicht. So steht es den bundesweit vier Millionen Kunden zukünftig grundsätzlich frei, sich als Alternative zu einer kurzfristigen Beschäftigungsaufnahme für eine langfristige Qualifizierung zu entscheiden.
Auch die Freibeträge für ergänzend erzieltes Einkommen ändern sich, beispielsweise wird Einkommen ausberuflicher Ausbildung erst ab der Minijob-Grenze (520 Euro) berücksichtigt.
Kooperationsplan wird schrittweise bis Jahresende eingeführt
Als weitere Änderung ersetzt der rechtsunverbindliche Kooperationsplan die bisherige Eingliederungsvereinbarung und fördert die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kunden und dem Jobcenter. Im Kooperationsplan werden die nächsten Schritte gemeinsam vereinbart.
Bereits zum Jahreswechsel wurden das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld formal durch das Bürgergeld ersetzt. Im ersten Schritt wurden etwa die Regelsätze erhöht und eine Karenzzeit rund um Vermögen und Wohnen eingeführt. Eine neue Bagatellgrenze in Höhe von 50 Euro sorgt zudem dafür, dass das Jobcenter Steinburg Kleinstbeträge nicht mehr zurückfordern muss.
Hintergrund SGB II
Im Dezember 2022 bezogen in Deutschland 5.454.045 Menschen in 2.856.834 Bedarfsgemeinschaften Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II). Knapp drei Viertel der Regelleistungsberechtigten waren erwerbsfähig (3.836.743), 1.599.963 von diesen arbeitslos. 1.561.467 zählten als nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Nicht-erwerbsfähige Leistungsberechtigte sind vor allem Kinder unter 15 Jahren.
Das Bürgergeld wird von den Jobcentern ausgezahlt. Die Jobcenter unterstützen auch bei der Suche nach Arbeits- oder Ausbildungsplätzen und unterstützen mit Qualifizierung und Weiterbildung den (Wieder)Einstieg in Beschäftigung.