Kreise Pinneberg/Steinburg (em) Verwilderte Katzen leiden, weil sie nicht artgerecht versorgt werden. Zugleich belasten sie die Tierwelt in Wald, Feld und Flur. Das Landwirtschaftsministerium ruft deshalb zur Kastration freilebender Katzen auf. Tierschutzvereine können für Kastrationsaktionen in verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins zwischen Montag, 17. Februar, und 31. März auf einen Fonds zurückgreifen, den die Tierärztekammer Schleswig-Holstein verwaltet. Dieses Angebot ist Teil einer Kooperation zwischen Tierschutzverbänden, der Tierärzteschaft, den Kommunen, dem Landesjagdverband und dem Land Schleswig-Holstein.
Kastration entlastet Tierheime
Verbraucherschutzstaatssekretärin Anne Benett-Sturies sagte dazu: „Das Katzenkastrationsprojekt ist ein Erfolgsmodell in Schleswig-Holstein – sowohl für den Tier- als auch für den Artenschutz. Es trägt wesentlich zur Entlastung der Tierheime bei." Dank zusätzlicher Fördermittel werde die Aktion in diesem Jahr auf sechs Wochen ausgeweitet. „Der Erfolg dieser Aktion ist maßgeblich dem unermüdlichen Einsatz der zahlreichen Helferinnen und Helfer zu verdanken, die die Katzen einfangen, transportieren und anschließend wieder freilassen.“ Benett-Sturies appellierte an alle Halterinnen und Halter, ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Tier gerecht zu werden.
Appell: Private Halter sollen ihre Katzen kastrieren lassen
Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein des Deutschen Tierschutzbundes, ergänzte: „Die Tierheime sind nach wie vor mit Katzen überfüllt. Fundkatzen kommen regelmäßig unkastriert und krank ins Tierheim und erfordern einen erhöhten Pflegeaufwand. An ihrem Verhalten ist erkennbar, dass viele von ihnen von freilebenden Katzen abstammen." Die landesweite Katzenkastrationsaktion sei ein wesentlicher Beitrag, um das Katzenelend zu vermeiden. Die Frühjahrsaktion wird durch Lotto Bingo, Stiftungen und private Spender gefördert. "Wir appellieren aber auch an alle privaten Katzenhalter, ihre Katzen kastrieren zu lassen. Denn unkastrierte Freigängerkatzen vermehren sich auch mit freilebenden Katzen. Nur eine konsequente Kastration sowohl der freilebenden Katzen als auch der Freigängerkatzen aus privater Haltung kann langfristig den Katzenbestand im Land verringern.“
Tierärztekammer spendet 30 Euro je Katze
Dr. Evelin Stampa, Präsidentin der Tierärztekammer Schleswig-Holstein, wies auf die gute Koordination des Katzenkastrationsprojekts hin: „Die Tierärztekammer beteiligt sich gerne mit ihrem fachlichen Können der Kastration und ihrer Spende von 30 Euro je Tier an dem Projekt.“
Vereine kastrieren Katzen auch auf eigene Kosten
Katharina Erdmann, ehrenamtliche Landestierschutzbeauftragte und 1. Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Schleswig-Holstein, betonte, dass die landesweite Kastrationsaktion ein wichtiger Baustein geworden sei: „Wie hoch der Bedarf ist, zeigt auch der Einsatz der Tierschutzvereine, die darüber hinaus das ganze Jahr über auf eigene Kosten verwilderte Hauskatzen kastrieren lassen. Ich appelliere an alle Katzenhalterinnen und -halter, die Verantwortung zu übernehmen und das eigene Tiere kastrieren zu lassen.“
Regeln
Voraussetzung für die Teilnahme an der Aktion und der damit verbundenen Übernahme der Behandlungskosten ist, dass die Katzen im Aktionszeitraum in einer der teilnehmenden Gemeinden gefangen wurden. Der Fokus sollte auf die Hotspots, an denen sich die Tiere aufhalten, gelegt werden. Diese können bei den Gemeinden oder den Tierschutzvereinen erfragt werden. Von dem Fänger oder der Fängerin ist ein dafür vorbereiteter Vordruck auszufüllen und zu unterschreiben. Der Vordruck bestätigt, dass es sich tatsächlich um eine freilebende Katze handelt. Die Kosten für die Kastrationen werden in voller Höhe übernommen: 30 Euro durch Spende (Honorarverzicht) der durchführenden Tierarztpraxen und 125 Euro bzw. 156 Euro Restkostenübernahme durch den Fonds, je nachdem, ob es sich um einen Kater oder eine weibliche Katze handelt. Alle Katzen müssen nach der Kastration wieder an die Stelle gebracht werden, wo sie gefangen wurden. Die Aktion ist bis zum 31. März 2025 geplant. Falls die Mittel im Fonds erschöpft sind, wird die Aktion vorzeitig durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein beendet.
Land gibt 110.000 Euro, Gemeinden tragen 50 Prozent
Das Land Schleswig-Holstein hat für 2025 einen Betrag von 110.000 Euro bereitgestellt. Der Deutsche Tierschutzbund und der Landesverband Schleswig-Holstein beteiligten sich mit 10.000 Euro. Zusätzlich konnte in 2024 durch das Engagement des Deutschen Tierschutzbund Landesverband S-H eine Förderung der BINGO! - Umweltlotterie über 155.000 Euro akquiriert werden, dessen Hälfte für die Frühjahresaktion 2025 vorgesehen ist. Die teilnehmenden Gemeinden übernehmen weiterhin 50 Prozent der jeweils in der Gemeinde entstandenen Kastrationskosten. Auch Privatpersonen haben die Möglichkeit, sich finanziell an der Aktion zu beteiligen.
31.600 Katzen in zehn Jahren kastriert
Zwischen 2014 und Frühjahr 2025 wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen der Aktion gegen Katzenelend bereits rund 31.600 Katzen kastriert. Dabei handelte es sich zu rund 60 Prozent um weibliche Tiere und zu rund 40 Prozent um Kater.
Zahl verwilderter Katzen wächst
Die Zahl von freilebenden, nicht an Menschen gebundenen Katzen steigt stetig. Auf der Suche nach Nahrung werden die Tiere jedoch nicht immer fündig und ein Teil der Tiere ist krank oder verletzt. Gleichwohl bekommen die Katzen Nachwuchs. Viele der jungen Katzen werden daher bereits krank geboren und leiden unter Mangelernährung, Parasitenbefall und Infektionen. In diesem Zusammenhang weist das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) darauf hin, dass Privatpersonen, die herrenlose Katzen füttern, Verantwortung und Pflichten übernehmen.
Alle erforderlichen Dokumente (Liste der teilnehmenden Gemeinden, Vordruck und Datenschutzerklärung) finden sich unter www.gegenkatzenelend.schleswig-holstein.de