Elmshorn (jhf) Gruselfaktor im Steindammpark: Weiße feine Netze überziehen drei Bäume von oben bis unten, spannen sich zwischen den Ästen aus, legen sich eng um die Stämme, breiten sich am Wegesrand über Gräsern aus. Auf den ersten Blick wirkt es, als hätten Halloween-Fans die Bäume mit künstlichen Spinnnetzen überzogen. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich unter dem Gespinst das große Krabbeln: gelbliche dicke Raupen wuseln, spinnen und fressen die Blätter ab.
Keine Gefahr für Menschen
Die Raupen der Gespinstmotte hat drei Bäume in Sichtweite des Steindammparkdecks befallen. "Sie sind nicht schädlich für den Menschen, fressen aber die Bäume ab", sagt Jörg Schmidt-Hilger vom Amt für Stadtentwicklung und Umwelt. Eingehen werden die Bäume wohl nicht. Schmidt-Hilger vermutet, dass sie sich wieder erholen. Der Schädling trete nicht zum ersten Mal in Elmshorn auf.
Ähnlichkeit zum Eichenprozessionsspinner
Die Raupen der Gespinstmotte lässt sich mit denen des Eichenprozessionsspinners verwechseln,
der für Menschen gefährlich werden kann. Dessen Gifthaare können Immunreaktionen mit Juckreiz, Hautentzündungen und Nesselsucht auslösen, wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seiner Internetseite erläutert. Doch Schmidt-Hilger gibt Entwarnung: "Den Eichenprozessionsspinner haben wir in Elmshorn noch nicht." Äußerlich unterscheiden lassen sich beide Arten daran, dass die Raupen des Eichenprozessionsspinners etwas größer als die der Gespinstmotte sind und nur Eichen befallen, auf denen sie zudem nur stellenweise ihre Netze ausspannen. Die Gespinstmotte dagegen überzieht jeweils den gesamten Baum.
Raupen schützen sich mit den Gespinsten
"Die auffälligsten Gespinste werden durch die Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymellus (L.) ausgebildet", erläutert der Nabu Schleswig-Holstein auf seiner Internetseite. Demnach spinnen die Raupen ihre Netze zum Schutz vor Regen und Feinden wie Vögeln. Unter dem Gespinst fressen sie bis Mitte Juni Bäume und Büsche kahl, wandern schließlich zum Stammfuß und verpuppen sich dort. Anfang Juli schlüpfen weiße, schwarz gepunktete Falter. Natürliche Feinde sind Vögel, Spinnen und bis zu 80 weitere Insektenarten.
Experte: Befallene Obstbäume absammeln
Der Nabu hält eine Bekämpfung der Gespinstmotte für unnötig. Sie schade weder dem Menschen noch dem Baum, dem die Raupen mit ihrem Kot die Mineral- und Nährstoffe zurückgeben, die sie ihm vorher genommen haben. Die Bäume schlagen oft noch im selben Jahr wieder aus. Bei einem Befall von Obstbäumen empfiehlt Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte im Landesfachausschuss Entomologie des NABU NRW, die Raupen abzusammeln. Der Einsatz von Gift schade aber auch deren natürlichen Feinden.