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Grüne und CDU: Tauziehen um „Verladestation“

Öko-Partei fordert Denkmalschutz für 116 Jahre altes Gebäude / Union sammelt Unterschriften für den Abrisss

Der 200 Quadratmeter große Dachboden der „Verladestation“ bietet viel Lagerplatz – oder Raum für ein Elmshorner Mini-Wunderland. Bent Schubert (v.l.), Matthias Pitzer und Sven Herrmann haben viele Ideen. (Foto: Jan-Hendrik Frank)

Die Grünen sagen, dass die Bezeichnung „Verladestation“ falsch ist. Es handele sich um ein Kontorhaus. (Foto: Jan-Hendrik Frank)

Elmshorn (jhf) Verladestation, Fahrradschuppen, Steuergrab: All diese Bezeichnungen wurden bereits für das weiße, verwittert aussehende alte Haus an der Ecke Schauenburgerstraße, Vormstegen verwendet. Alle drei Zuschreibungen sind aus Sicht der Grünen aber falsch. Das 116 Jahre alte Gebäude unter der Adresse Vormstegen 13 sei als Kontorhaus zu bezeichnen, weise eine wertvolle Bausubstanz auf und sollte unter Denkmalschutz gestellt werden, betonten Fraktionsvorsitzender Sven Herrmann, Matthias Pitzer und Bent Schubert bei einer Begehung.

Bildergalerie: Einblicke in das historische Elmshorner Kontorhaus

CDU und FDP wollen das Gebäude abreißen. Dagegen hatten SPD, Linke und Grüne beschlossen, es als Fahrradunterstand für das neue Rathaus zu nutzen, das um das Kontorhaus herum errichtet werden soll. An diesem Plan halten die Grünen fest. Fraktionsmitglied und Architekt Matthias Pitzer spricht sich zudem dafür aus, Denkmalschutz für das Haus zu beantragen. Die Denkmalschutzbehörde hatte diese Einstufung nicht vorgenommen. „Es ist eine falsch Entscheidung gewesen.“

"Bauliches Zeugnis der Elmshorner Stadtgeschichte"

Pitzer sprach mit einem 101-jährigen Zeitzeugen, rekonstruierte die Substanz des Gebäudes und kommt zu dem Ergebnis, dass dieses „als bauliches Zeugnis der Elmshorner Stadtgeschichte zu restaurieren“ sei. Zurzeit wirkt es zwar verfallen. Doch Grünen-Fraktionschef Sven Herrmann rät: „Man muss es sich so vorstellen, wie es in restauriertem Zustand aussieht.“

Grüne für Abriss von drei nachträglichen Anbauten

Die Firma Johann Meyn Futtermittel und Baustoffe errichtete das Kontorhaus 1906. Drei Anbauten kamen später hinzu, die nach Pitzers Ansicht bei einer Restaurierung abgerissen werden sollten: ein vom Vormstegen aus zu sehender Vorbau, ein seitlicher Windfang und ein Schuppen, den der Zeitzeuge 1950 an der Rückseite errichtet hatte.Neben dem Kontorhaus auf der Seite zum Buttermarkt lag einst ein Gleis. Dort wurden Rohstoffe angeliefert, im Gebäude zu Futtermitteln verarbeitet und auf der anderen Seite über Laderampen für Fuhrwerke und Laster abtransportiert. „In Hochzeiten wurde täglich ein Waggon entladen“, sagt Matthias Pitzer. Am Dach sind vier Lade-Dachgauben mit Kranbalken zu sehen, an denen Seilzüge hingen. Im Erdgeschoss sind unter der Decke noch die historischen Wellen mit Triebrädern zu sehen, über die ein Mischwerk betrieben wurde. Herrmann zeigte sich überzeugt, dass der Innenhof des Rathauses mit einem restaurierten Kontorhaus wesentlich mehr Aufenthaltsqualität als mit einem Stahlkäfig für Fahrräder aufweisen werde. Zudem habe das Gebäude eine gute Substanz: „Da ist nichts feucht.“ Der Keller habe mehrere Sturmfluten erlebt. „Er steht noch da wie eine Eins.“

Grüne: Erhalt sorgt für besseren CO2-Abdruck

Die Sanierung soll laut Verwaltung 1,5 Millionen Euro kosten. Pitzer: „Die Tendenz ist: Eine Restaurierung wäre günstiger als eine Sanierung.“ Zudem betonte Fraktionsmitglied Bent Schubert: „Ein Erhalt ist wesentlich günstiger beim CO2-Abdruck.“

Ideen: Café für Senioren oder Mini-Wunderland

Im Erdgeschoss des Kontorhauses auf Vormstegen liegt ein etwa 40 Quadratmeter großer, beheizbarer Kontorraum – aus Sicht der Grünen ein ideales Domizil für den Kinder- und Jugendbeirat. Die Miete von 1500 Euro für dessen Räume an der Kirchenstraße könnte sich die Stadt damit sparen. Vorstellen ließe sich hier auch ein Senioren-Café.

Kontorhaus kann Kapazitäten des Rathauses entlasten

Hinter dem Kontorraum erstreckt sich eine 160 Quadratmeter große Verladehalle, in der Rathausmitarbeiter 87 Fahrräder abstellen könnten. In dem etwa zwei Meter hohen Keller und auf dem Dachboden ließe sich Material der Verwaltung lagern, die zu diesem Zweck geplante Kapazitäten im neuen Rathaus damit als Büros nutzen könnte. Der Neubau werde schon bald nach Bezug zu klein sein, vermuten die Grünen. Mit dem Kontorhaus könnte sich die Stadt die Anmietung von Räumen außerhalb sparen. Pitzer kann sich auf dem Dachboden ein Elmshorner „Mini-Wunderland“ mit einem Modell der Industrie-, Hafen- und Hafenbahngeschichte um 1900 vorstellen.

700 Stimmen gegen Sanierung

Die Elmshorner CDU hat mit ihrer Online-Petition innerhalb von 20 Tagen mehr als 700 Stimmen für den Abriss der „Verladestation“ gesammelt. Unter dem Titel „Stoppt die Geldverschwendung! Keine 1,5 Millionen Euro für die Sanierung des alten Güterschuppens“ spricht sie sich für den Neubau einer modernen Fahrradanlage aus, die nur zirka 250.000 Euro kosten würde.

CDU will Geld in Schulen und Kitas investieren

„Das ist die wesentlich bessere Lösung!“, schreibt die CDU. Die gesparten 1,25 Millionen Euro könnte die Stadt in Infrastrukturprojekte investieren, etwa in Schulen, Straßen, Kanäle und Kita-Plätze. „Das ist alles wichtiger als ein alter Schuppen!“ Immerhin sei die Stadt mit dem Sanierungsplan im Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler gelandet. Der Ausschuss für Stadtumbau hatte mit rot-rot-grüner Mehrheit beschlossen, die „Verladestation“ als Fahrradgarage zu nutzen. Die CDU fordert daher die Kommunalpolitiker auf, diesen Beschluss zu überdenken. Ab 790 Stimmen will openPetition die Politik um eine Stellungnahme bitten. Die Petition findet sich unter www.openpetition.de/organisation/cdu-elmshorn

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