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Großer Applaus für Verena Jeske zum Abschied

„Etwas anders, aber gerade deshalb besonders“+++sechsjährige Amtszeit als Bürgermeisterin endet

„Noch ein Absatz“: Ganz ohne Spitzen und Seitenhiebe auf ihre Kritiker in der Kommunalpolitik verabschiedete sich Verena Jeske nicht aus ihrem Amt. Modisch gekleidet war sie mit einem Blazer und einer langen Hose. Fotos: Straehler-Pohl/Otto

Gemeinsam mit Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt (re.) zog Verena Jeske noch einmal Bilanz über ihre sechsjährige Amtszeit.

Das Airbus Symphonieorchester unter der Leitung von Gabriel Voicu (Mitte) spielte Vivaldis „Vier Jahreszeiten“.

„Du gehst zwar als Chefin, bleibst uns aber als Kameradin erhalten. Und das ist viel wichtiger“, meinte Wehrführer Kai Harms. Da kullerten bei Verena Jeske doch noch die Tränen.

Bad Bramstedt (usp) – Gut 430 Bürgerinnen und Bürger waren ins Kurhaustheater zum Neujahrsempfang gekommen, wohl auch in Erwartung, wie sich Bürgermeisterin Verena Jeske von ihnen verabschiedet. Denn dass dies nicht ganz ohne Spitzen und Seitenhiebe auf die Kommunalpolitiker von CDU, Grünen und FDP verlaufen würde, war klar. Jeske hatte sich von ihnen „gemobbt“ gefühlt und war deshalb nach sechs Jahren nicht erneut zur Wahl angetreten.

Zu den Gästen zählten unter anderem Landrat Jan-Peter Schröder sowie die Bürgermeister von Bad Segeberg, Toni Köppen, von Kaltenkirchen, Stefan Bohlen, die Oberbürgermeisterin von Norderstedt, Katrin Schmieder, und Joachim Polzin, Leiter Amt Bad Bramstedt-Land sowie die MdB Mark Helfrich und MdL Ole Plambeck (beide CDU). 

Zunächst zog Jeske gemeinsam mit Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt Bilanz, bevor sie noch einmal auf die Ereignisse und Ergebnisse ihrer Amtszeit zurückblickte. Dabei erhielt sie bei mehreren Passagen sozusagen Szenenapplaus, beispielsweise: „Wir haben es nicht immer leicht, weil wir Frauen sind. Auch ich kann ein Lied davon singen.“ Dabei spielte sie darauf an, dass ihr modischer Stil, unter anderem ihre Rocklänge oder der angebliche Internet-Kauf von Schuhen während einer Ausschusssitzung über das Smartphone zum Politikum wurde. Auch Annegret Mißfeldts Bemerkung in Hinblick darauf, dass Jeske „etwas anders“ sei, aber dass sie das auch „besonders“ mache“, erhielt Applaus. 

Die Wählerinnen und Wähler hätten sie mit der Erwartung gewählt, dass sie frischen Wind bringen soll. „Und ich habe geliefert“, so Jeske. „Wind erzeugt aber auch Gegenwind, Veränderung ruft Widerstand hervor, nicht nur gegen die Sache, sondern auch gegen die Person, die sie angestoßen hat“, setzte sie fort. In diesem Zusammenhang sei ihr ins Gesicht gesagt worden, dass eine Bürgermeisterin keine eigene Meinung haben dürfe, so Jeske. „Politik ist kein Selbstzweck – sie ist für die Menschen da“, entgegnete sie als ihre feste Überzeugung.

Als prägnanteste Projekte der vergangenen sechs Jahre nannte sie die Planung eines neuen Feuerwehrstandortes, der Ausbau der Kitas und Schulen, die Modernisierung der Verwaltung, mehr Stil und ein neues Stadtmarketing. Weitere Stichworte ihrer Positivbilanz: Spatenstich des Gesundheitszentrums, Sanierung Jugendzentrum, Wiederbelebung des Betriebes im Kurhaustheater und Anbau des Jugendcafés, das Airprobt Festival, die Erweiterung des Klärwerks, der erste CSD und der Spatenstich für die Kita Moorstücken.

Außerdem wurden die vergangenen Jahre zur Verbesserung der Infrastruktur genutzt, um die Stadt wettbewerbsfähig zu machen. Wie bei einer Firma mit veralteten Strukturen, Ideenlosigkeit und roten Zahlen gäbe es nur die Möglichkeiten aufzugeben oder mutig zu investieren. Sie habe sich für die zweite Option entschieden, so Jeske. Statt Steuererhöhung sei auf kluge Gewerbeansiedlung gesetzt worden, auf den Kauf von Flächen, die entwickelt werden müssten und den Generalentwässerungsplan. Allerdings bräuchte es ein attraktives Umfeld für Mitarbeiter neuer Unternehmen. Dafür sei Wohnraum der Schlüssel. „Deshalb stehe ich nach wie vor zum Auenlandquartier, unserer einzigen großen Fläche für modernes Wohnen“, so Jeske. Nach ursprünglicher Zustimmung hatte die Mehrheit der Kommunalpolitik diese aber wieder zurückgezogen, mit der Konsequenz erheblicher Einnahmenverluste.

Aber auch den Bau der Kita Wirbelwind, sprach sie an, bei dem sie, um schnell Plätze zur Verfügung stellen zu können, einen eher unkonventionellen Weg beschritten hatte. Im Ergebnis wird die Stadt jedoch nach jetzigem Stand aufgrund der Insolvenz des Bauunternehmens, das den Bau für die Stadt übernommen hat mit dem Ziel, ihr ihn später zu verkaufen, zusätzlich zu den geplanten 5,5 Millionen Euro noch weitere gut 800.000 Euro für Restarbeiten nachschießen müssen. „Weniger Bürokratie? Ja bitte! Aber natürlich mit maximaler Absicherung für jede erdenkliche Lebenslage“, so Jeske. Hätte sie damals auf die Stimmen derer gehört, die Bedenken zu dem gewählten Verfahren geäußert hätten, gäbe es heute noch immer 90 Kita-Plätze weniger, verteidigte sie den von ihr gewählten Weg.

Und nicht zuletzt setzte Jeske mit der Art, den Neujahrsempfang zu gestalten, abschließend ein Zeichen des neuen Stils. Anstelle von „hunderten“ von Ehrungen für Bürger und Sportler ließ sie den Empfang mit einem exzellenten Konzert des AIRBUS Symphonieorchesters unter Leitung von Gabriel Voicu ausklingen. 17 Streicher – Geigen, Celli und ein Kontrabass – spielten die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi.  

So vielen und heftigen Kritikern Jeske während ihrer sechsjährigen Amtszeit ausgesetzt war, am Ende überwogen die „Sympathisanten“ beim Neujahrsempfang deutlich: Sie verabschiedeten die scheidende Bürgermeisterin mit langanhaltendem stehendem Applaus. 

Und nicht zuletzt unterstrichen wurden die Sympathiebekundungen durch eine Gruppe von Feuerwehrkameraden die, für Jeske vollkommen überraschend, auftraten und ihr ein Geschenk und Blumen überreichten. „Du gehst zwar als Chefin, bleibst uns aber als Kameradin erhalten. Und das ist viel wichtiger“, meinte Wehrführer Kai Harms. Das war dann der Moment, in dem Verena Jeske doch noch ein wenig die Fassung verlor und Tränen flossen. 

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