Itzehoe (bg) – „Mir ist weh ums Herz, ich bin erschrocken und ich schäme mich, dass junge Menschen menschenverachtende Parolen in Discos gröhlen“, sagte Magdalena Diodati, Schulleiterin des Sophie-Scholl-Gymnasiums (SSG), zur Gedenkfeier. Die Schüler des SSG hatten die Veranstaltung am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus organisiert und knapp 300 Menschen waren der Einladung gefolgt. „Aber wir werden nicht schweigen, wenn Geschichtsvergessene einen totalitären Staat zurückholen wollen“, so Magdalena Diodati weiter. „Wir wollen wehrhaft sein, in der Gemeinschaft der Generationen fest zusammenstehen.“ Wichtig sei jedoch, nicht nur einmal im Jahr zu gedenken, sondern im Alltag, im Gespräch mit Nachbarn, Freunden und Mitschülern Einspruch zu erheben und das Gespräch zu suchen.
„Ich habe mich häufig gefragt, warum wir diese Feier heute noch brauchen“, gestand Bürgermeister Ralf Hoppe. „Aber wir sehen im Moment, wie sich die Gesellschaft spaltet in Leute, die noch an die Demokratie glauben und solche, die das Vertrauen verloren haben. Wir müssen wieder reden. Redet mit denen, die das Vertrauen verloren haben.“
Katharina und Markus Trebitsch erinnerten anschließend an ihren Vater Gyula Trebitsch. „1942 bekam er die Einberufung zum jüdischen Arbeitsdienst“, sagte Katharina Trebitsch. „Heute fragt man sich, warum er dem gefolgt ist. Aber er sah aus wie die Einberufung zum Wehrdienst, die unser Vater schon kannte. Er war 28 Jahre alt, als er eingezogen wurde. Als er aus dem Konzentrationslager befreit wurde, war er 31. Aber er wollte immer nach vorne leben!“ Und so initiierte Gyula Trebitsch schon 1946 das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus an den Malzmüllerwiesen. „Wir denken auch nicht zurück“, so Katharina Trebitsch. „Hier und jetzt sehen wir, dass die Rechten wieder stark werden. Aber wir sind mehr und wir sind stärker.“
Zum Abschluss der Gedenkfeier machte Magdalena Diodati noch auf die Demo für Demokratie am Samstag, den 10. Februar, um 11.55 Uhr auf den Malzmüllerwiesen aufmerksam.