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Fußballprofi packt aus

Uli Borowka spricht über den Alkoholismus

"Jeder Tag, an dem ich trocken bin, ist mir mehr wert, als jeden Titel, den ich je gewonnen habe", sagte Fußballprofi Uli Borowka.

Zur Aktionswoche Alkohol besuchten Uli Borowka und Jens Reimer das Regionale Berufsbildungszentrum (rbz). © Bettina Görke

Jens Reimer ist Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Klinikum Itzehoe. © Bettina Görke

Itzehoe (bg) – „Ich war 16 Jahre lang Fußballprofi und 16 Jahre alkoholabhängig“, sagt Uli Borowka. Von 1981 bis 1996 spielte er in der Bundesliga, wurde zwei Mal Deutscher Meister und zwei Mal DFB-Pokalsieger. Er war Millionär und ein gefeierter Star – bis er abstürzte und auf der Straße landete.

Zur bundesweiten „Aktionswoche Alkohol“ besuchte er das Regionale Berufsbildungszentrum (rbz), um die Jugendlichen vor der gefährlichen Krankheit zu warnen.

Auch wenn sie Uli Borowka nicht mehr als aktiven Fußballer erlebt haben, hängen die rund 75 Schüler des rbz an den Lippen des Mannes, der sie über die Gefahren des Alkohols aufklären will. 

„Schätzt doch mal, was ich so am Tag getrunken habe“, fordert er die Schüler auf und muss dann zugeben: „Mein Tagespensum waren ein Kasten Bier, eine Flasche Wodka, eine Flasche Whiskey und einen Underberg für den Magen. Ich habe den ganzen Abend gesoffen, bis 3 Uhr früh. Aber ich war pünktlich um 9 Uhr beim Training.“ 

Ob das denn nicht aufgefallen wäre, wundern sich die Jugendlichen. „Solange ich Leistung gebracht habe, ist mir nichts passiert“, erklärt Borowka. „Und die Menschen um einen herum geraten in eine Co-Abhängigkeit. Ich war der Star. Der Trainer wollte, das ich spiele und hat die Sucht geschützt. Und ohne Konsequenzen macht man immer weiter.“

Aber irgendwann kam der Absturz. „Meine Familie und Freunde wollten mir helfen. Ich habe sie alle weggestoßen. Ich habe einen schweren Autounfall verursacht. Ich habe auf der Straße gelebt. Morgens bin ich auf einer vollgekotzen Matratze wieder aufgewacht, habe die Reste vom letzten Abend zusammengekippt und gertunken, um in den Tag starten zu können.“

„Wie haben Sie es in die Klinik geschafft?“, fragen die Schüler und Uli Borowka erzählt weiter: „Irgendwann bin ich im Delirium von der Brücke gefallen. Ich konnte das alles gar nicht mehr einschätzen. Blutverschmiert und ohne Zähne bin ich zum Training gekommen. Da haben sie hinter meinem Rücken einen Platz in der Entzugsklinik organisiert. Eigentlich wollte ich nur drei Wochen bleiben. Ich dachte immer noch, ich hätte kein Problem. Am Ende war ich vier Monate dort.“

Heute ist Uli Borowka 22 Jahre trocken. „Jeden Tag, den ich trocken bin, ist mir mehr wert als jeder Titel, den ich je gewonnen habe“, sagt er und macht deutlich, dass die Krankheit nicht vorbei ist, wenn man aus der Klinik kommt. „Es braucht Jahre, alles aufzuarbeiten und ich bin bis ans Ende meines Lebens gefährdet.“

Den Jugendlichen will er den Alkohol am Wochenende gar nicht verbieten. Aber ein verantwortungsvoller Umgang sei wichtig. Und dabei geht auch ein deutlicher Apell an die Erwachsenen, „wenn die Eltern zum Spiel der Kinder schon ein Bier in der Hand haben oder die Siegesfeier der 14-Jährigen mit Alkohol gefeiert wird.“

Er selbst habe schon als 15-jähriger in der Ausbildung angefangen zu trinken. „Es gehörte einfach dazu. Aber sich dem Gruppenzwang nicht hingeben, nein zu sagen, das ist wirkliche Stärke.“

Aber gibt es überhaupt eine gesunde Menge an Alkohol? Bei der Frage hilft Jens Reimer weiter. Er ist Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin. 12 Gramm Alkohol für Frauen und 24 Gramm für Männer sei der Grenzwert für einen risikoarmen Genuss. Umgerechnet hieße das nicht mehr als eine halbe Flasche Bier für Frauen und eine Falsche für Männer am Tag.

Eine weitere Frage, die die Jugendlichen beschäftigte war: Was mache ich, wenn jemand in meinem Umfeld zu viel trinkt? „Sprecht mit der der Person“, riet Uli Borowka. Und Jens Reimer ergänzte: „Aber bleibt bei euch selbst. Erzählt, was ihr vielleicht beobachtet habt, was euch Sorgen macht. Anschuldigungen, Vorwürfe und Bewertungen helfen niemandem. Alkoholismus ist eine Krankheit. Die geht nicht mit etwas Willenskraft wieder weg. Und achtet dabei auch auf euch selbst. Nur wenn es euch gut geht, könnt ihr der anderen Person helfen.“

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