Klein Nordende (em) Muttertag – das klingt nach Blumen, Pralinen und Frühstück im Bett. "Doch für viele Frauen bedeutet dieser Tag in Wahrheit etwas ganz anderes: Besuch empfangen, Kuchen backen, Kinder versorgen, für alles und alle da sein. Kurzum: funktionieren. Auch am Muttertag", sagt Isabelle Hachmann aus Klein Nordende.
Idee: Loslassen
Vor fünf Jahren stellte sie sich eine schlichte, aber grundlegende Frage: „Warum eigentlich ich?“ Warum sollte sie ausgerechnet an dem Tag, der offiziell den Müttern gewidmet ist, nicht einmal selbst loslassen, durchatmen, genießen dürfen? Warum ist Gleichberechtigung oft nur ein Wort – und keine gelebte Realität, wenn es um unsichtbare Arbeit, mentale Last und die alltägliche Organisation des Familienlebens geht?
Fast 20 Teilnehmerinnen
Aus dieser Frage wuchs eine Idee – und aus der Idee eine Bewegung. Sie initiierte eine Radtour, bei der es nicht um sportliche Leistung geht, sondern um Gemeinschaft, Austausch und Solidarität. Was mit sechs Frauen begann, wurde nach einem coronabedingten Einschnitt stetig größer – in diesem Jahr waren es fast 20 Teilnehmerinnen.
Jährliche Tour nach Kollmar
Jedes Jahr treffen sich die Frauen in Klein Nordende, um gemeinsam mit dem Fahrrad nach Kollmar zu fahren. Dort breiten sie Picknickdecken aus, tauschen sich aus, lachen, lernen sich kennen – und feiern sich selbst. Viele von ihnen kannten sich vorher nicht. Doch das ist schnell vergessen, wenn aus Fremden Freundinnen werden, die sich gegenseitig bestärken und inspirieren. Für einen Tag lassen sie die Care-Arbeit hinter sich, die sonst so selbstverständlich auf ihren Schultern lastet. Kein Kochen, kein Kümmern, kein Funktionieren – einfach Frau sein. Und Mensch.
Am Muttertag für sich selbst da sein
„Wir hoffen, dass aus dieser kleinen Tradition noch etwas Größeres wird“, sagt Isabelle Hachmann. „Dass mehr Frauen sich trauen, sich selbst etwas zu gönnen. Dass wir Gleichheit nicht nur fordern, sondern leben. Und dass Muttertag nicht länger bedeutet, für andere da zu sein – sondern für sich selbst.“ Wahre Gleichberechtigung beginne nicht auf dem Papier, sondern auf dem Fahrradweg nach Kollmar – mit einem Lächeln, einem Glas Sekt und der Erkenntnis: Wir dürfen das. Wir müssen nicht warten, bis uns jemand erlaubt, glücklich zu sein.