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Frauen in der Landwirtschaft stärken

Handlungsbedarf erkannt

Auf dem Bild sind (v. l.) Annkathrin Meenken-Sievers (Beraterin und Coach bei der Landwirtschaftskammer), Präsidentin Ute Volquardsen, landwirtschaftliche Betriebsleiterin Hanna Vierth, Regina Eichinger Schönberger (SVLFG) und Judith Wahl (Beraterin und Coach bei der Landwirtschaftskammer). © Daniela Rixen

Schleswig-Holstein (anz) – Um Frauen in ihrer Rolle als Unternehmerinnen zu stärken, gibt es ein neues Coaching-Angebot speziell für (angehende) Unternehmerinnen in Schleswig-Holstein. Die  Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) haben im Mai eine Kooperation geschlossen, um Unternehmerinnen in ihrer ersten Zeit der Betriebsgründung, beziehungsweise -übernahme und -führung zu unterstützen und stellten nun das Programm auf dem Betrieb der jungen Unternehmerin Hanna Vierth, die es nutzen möchte, in Remmels
vor.

Ziel des Programms ist es, Frauen zu ermutigen und konkret zu begleiten, Verantwortung in leitenden Positionen der Landwirtschaft zu übernehmen. Denn bisher liegt der Anteil von Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft bei 11 Prozent. Im europäischen Vergleich ist Deutschland eines der Länder mit dem geringsten Anteil von Frauen in Leitung. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von verfestigten traditionellen Rollenbildern über traditionelle Vererbungspraxen bis hin zu strukturellen Hindernissen, die Frauen in der Landwirtschaft eine Existenzgründung nahezu unmöglich macht. Es besteht also Handlungsbedarf. 

Die Geschlechterungleichheit führt nicht nur zu einer eingeschränkten Teilhabe und somit zu weniger Entscheidungsmacht. Oft geht sie auch mit unzureichender Absicherung im Alter, bei Ehescheidung oder bei Krankheit einher und führt zu einer höheren finanziellen Abhängigkeit von ihrem Partner. Es zeigt sich daher
ein klarer Handlungsbedarf: Frauen, die Führungsaufgaben übernehmen (möchten), gezielt zu stärken und zu unterstützen.

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer betonte: „Genau hier wollen wir ansetzen! Wir wollen Frauen in der Landwirtschaft stärken, ihnen Mut machen, und sie dabei begleiten mehr Führung zu übernehmen. Wir setzen uns hier für eine bessere Chancengleichheit der Frauen in der Landwirtschaft ein. Mit einer Stärkung der Frauen im ländlichen Raum, wird nicht nur gleichberechtige Teilhabe an  Entscheidungen ermöglicht, sondern auch die Zukunftsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe gesichert.“

Die Vertreterin der SVLFG betonte die Bedeutung: "Wir freuen uns, dass mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein dieses Coaching für Unternehmerinnen in diesem Bundesland angeboten werden kann. Das Angebot gibt es bereits in Niedersachsen und auch anderen Ländern."

Gefördert wird dieses Programm 2025 von der Rentenbank, die Antragsabwicklung über-nimmt die SVLFG. An einer Anschlussförderung wird gearbeitet.

Das Angebot „Coaching für Unternehmerinnen“ richtet sich an Frauen in der Agrarbranche, die in den vergangenen fünf Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Bodenbearbeitung übernommen haben bzw. in die Geschäftsleitung mit einsteigen wollen oder dies in den kommenden fünf Jahren planen. Also  Menschen, wie die junge Unternehmerin Hanna Vierth, die seit dem 1. Juli 2025 in der 4. Generation den  Betrieb von ihren Eltern übernommen hat mit den Betriebszweigen Bullenmast und Acker-Futterbau. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule Osnabrück und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit dem Masterabschluss in Agrarwissenschaften und anschließend verschiedener Beschäftigungen sowohl in der landwirtschaftlichen Praxis als auch bei der Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft, in Osterrönfeld, möchte sie nun im Zuge der Betriebsübernahme das Unternehmerinnen-Coaching bei der Landwirtschaftskammer machen.

Ihr Wunsch ist, den Familienbetrieb, der aktuell im Nebenerwerb betrieben wird wieder zu einem Haupterwerbsbetrieb zu machen und dafür die richtigen Schritte auszuloten.

Hanna Vierth: „Wie ich zu diesem Ziel komme, kann ich heute noch nicht sagen, vielleicht sind es Chancen in der Direktvermarktung und oder die Entwicklung einer Nische für meinen Betrieb, welche das sein könnten, wird sich zeigen. Ich möchte meine Ideen im Rahmen des Coachings mit der Landwirtschaftskammer vertiefen und weiterentwickeln. Die Möglichkeit, diese in einem professionellen, vertraulichen Umfeld unter Berücksichtigung aller relevanten Einflussfaktoren zu prüfen, ist für mich äußerst wertvoll. Darüber hinaus freue ich mich auf den Austausch über die spezifischen Herausforderungen von Frauen in der Landwirtschaft. Mein Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, um diese erfolgreich zu bewältigen und bestehende Vorbehalte sogar zum Vorteil zu nutzen.“

Das Unternehmerinnen-Coachingprogramm basiert auf drei Säulen. 
1. Seminarreihe/Gruppencoachings: Die dreiteilige Seminarreihe „Ich bin Unternehmerin – Mein Betrieb, meine Vision, mein Erfolg“ unterstützt den Weg der Unternehmerin. Neben zentralen Themen wie Absicherung, Unternehmensführung und Vereinbarkeit von Familie und Betrieb, wird individuell und in Arbeitsgruppen an der persönlichen Rolle als Unternehmerin gearbeitet.

2. Netzwerk aus Unternehmerinnen: Netzwerke helfen, Ziele zu erreichen. Sie fördern den Wissensaustausch, geben Mut durch Rollenvorbilder und verbinden Frauen, die sich gegenseitig stärken.

3. Individuelle Einzelcoachings: Ergänzend werden Einzelcoachings angeboten. Jede Unternehmerin steht an einem anderen Punkt. Im Einzelcoaching steht die Weiterentwicklung der persönlichen Ziele im Vordergrund. Hier kann individuell auf die persönliche Situation eingegangen werden, wie es im Rahmen eines Gruppencoachings nicht möglich wäre.

Die Landwirtschaftskammer SH wird das erste Quartal 2026 mit jeweils einen Termin pro Monat für das Gruppencoaching beginnen. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 15 Frauen begrenzt, darunter auch Hanna Vierth. Die Vernetzung der (angehenden) Unternehmerinnen durch die gemeinsamen Termine und den zusätzlichen Austausch zwischen den Präsenztreffen haben das Ziel, auch langfristige Verbindungen zwischen den Unternehmerinnen zu stärken.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen: „Ich stehe als Kammerpräsidentin und persönlich voll dafür ein, dass wir mit diesem neuen Angebot gezielt Frauen stärken können, die als Unternehmerin durchstarten wollen. Vielfach ist diese Entscheidung damit verknüpft, Lebensträume wirklich zu leben, viel Herzblut in das eigene Unternehmen zu stecken, sodass es sich aber auch unter dem Strich rechnet, und frau davon existieren kann. Ich freue mich sehr, dass die Kooperation mit der SVLFG nun erfolgreich mit Frauen wie Frau Vierth umgesetzt wird.“

Die Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: „Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in ländlichen Regionen Deutschlands – eine sozio-ökonomische Analyse“ ergab den Handlungsbedarf der Förderung von Frauen in der Landwirtschaft. Bisher liegt der Anteil von Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft bei 11 Prozent. Im europäischen Vergleich ist Deutschland eines der Länder mit dem geringsten Anteil von Frauen in Leitung. Laut Studie übernehmen Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben vielfältige Aufgaben und füllen verschiedene Rollen aus: sie reichen von Betriebsleiterin, mithelfende Familienarbeitskraft, Partnerin, Mutter, Köchin bis hin zur Pflegerin und einige mehr. Damit verbunden sind häufig vielschichtige Herausforderungen. Die Vielzahl und Komplexität durch den hohen Einsatz für den landwirtschaftlichen Betrieb und die Familie können aber auch zur Belastung und Überforderung führen. Hinzu kommen abgeschiedene Wohnorte, längere Wege und begrenzte Freizeit. Nur selten sind Frauen Eigentümerin des Betriebes und oft ist die soziale Absicherung unzureichend gewährleistet. Die Studie findet man auch online (www.studie-frauen-landwirtschaft.de).

Das Jahr 2026 ist seitens der Vereinten Nationen als „Jahr der Landwirtin“ ausgerufen worden, um die zentrale Rolle der Frauen in der Land- und Ernährungswirtschaft hervorzuheben und strukturelle Ungleichheiten abzubauen.

Das Ergebnis einer Studie der Welternährungsorganisation (FAO) zum Status von Frauen im Ernährungssystem zeigt, dass 36 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und Verarbeitung Frauen sind. Ungleichheiten und Diskriminierungen der Frauen finden beispielsweise beim Zugang zu sicheren und hochwertigen Arbeitsplätzen und einer gerechten Entlohnung statt. Zudem sind Frauen im Vergleich zu Männern seltener an Entscheidungsprozessen beteiligt.

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