Itzehoe (bg) – „Da liegt ein Schatz unter der Kirche!“, sagte Stadtmanager Lars Büttner mit strahlenden Augen. Umso mehr freute er sich, dass dieser Schatz nun für jeden begehbar gemacht wurde – wenn auch nur virtuell.
Erst kürzlich war ein Team der Eschenbach Media aus Essen zu Gast in Itzehoe und hatte 360-Grad-Fotos von der St. Laurentii-Kirche gemacht. Auf der Homepage des Stadtmanagements (www.mein-itzehoe.de) kann man sich diese Fotos nun ansehen.
Für die 360-Grad-Fotos dreht sich die Kamera langsam um sich selbst und nimmt so den ganzen Raum auf. Und so wie die Kamera sich im Raum umgesehen hat, kann auch der Betrachter der Bilder sich im Raum drehen. Somit kann man sich ab sofort virtuell in der St. Laurentii-Kirche umsehen – wer hat, auch mit VR-Brille.
Neben dem Blick in das Kirchenschiff, wurden auch Aufnahmen von der Empore, der Orgel, dem Kreuzgang und dem Turm mit Glocken, Uhrwerk und Aussicht auf Itzehoe gemacht. Touristen wie Einheimische haben so die Möglichkeit, einen Blick in die sonst verschlossenen Bereiche der Kirche zu werfen. Ergänzt wurde dieser virtuelle Rundgang durch zahlreiche Informationen rund um die Kirche.
„Die St. Laurentii-Kirche ist stadtprägend“, begründete Lars Büttner das Projekt, das er gemeinsam mit dem Förderverein „Freundeskreis St. Laurentii und Kloster Itzehoe“ umgesetzt hat.
Besonderes Highlight für den Stadtmanager sowie Benita von Sass-Hasselblatt und Karl-Heinz Zander vom Vorstand des Freundeskreises St. Laurentii und Kloster Itzehoe war jedoch der umfangreiche Scan der Gruft unter dem Altarbereich der Kirche.
Im 17. und 18. Jahrhundert ließen sich Adelige, darunter auch Grafen zu Rantzau und Stiftsdamen des Adeligen Klosters, in den Grabgewölben beerdigen. Während des 19. Jahrunderts wurden die Zugänge jedoch verschüttet und die Gewölbe gerieten in Vergessenheit. Sie wurden erst bei Renovierungsarbeiten in den 1960ern wiederentdeckt. Anfangs wurde der Bereich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass dieser rege Verkehr die Särge und Wandgemälde zerstörte und so wurde die Gruft wieder verschlossen.
Mit dem 3D-Scan, der nun durchgeführt wurde, können diese Räume nun virtuell wieder betreten werden. Anhand von verschiedenen Punkten kann man sich durch die Räume bewegen und an die prachtvollen Särge oder an die Bilder heranzoomen. Dabei ist der Scan so genau, dass auch die Wissenschaft damit arbeiten kann.
„Entgegen einiger Legenden sind es keine Silbersärge“, sagte Karl-Heinz Zander. „Es ist feuervergoldetes Kupfer. Diese filigranen Arbeiten waren unglaublich teuer und für die Zeit eher untypisch. Es ist die größte Sammlung von Kupfersärgen in Nordeuropa und von unglaublichem kunsthistorischen Wert.“
Dank eines Forschungsprojektes der Metallrestauratorin Anne Batzilla-Kempf, die derzeit eine Doktorarbeit über die Kupfersärge schreibt, wurden sie vor einigen Jahren gereinigt und untersucht. „Dabei hat man gesehen, dass die Särge, die mit Quarz, Leim und Glimmer überzogen sind, sogar glitzern, wenn sie sauber sind“, berichtet Benita von Sass-Hasselblatt.
Neben der Veröffentlichung im Internet gehen die Daten auch an die Landesdatenbank Schleswig-Holstein, ebenso wie nach und nach alle weiteren Sehenswürdigkeiten Itzehoes.