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"Das war meine Großtante"

Emotionaler Moment bei Schülerabend "Gegen das Vergessen"

An Cato Bontjes van Beek, die für ihre Widerstandstätigkeit von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, erinnerten die Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Gemeinschaftsschule. (Foto: Torben Hinz, Stadt Elmshorn)

Angeleitet vom künstlerischen Leiter Markus Arendt sangen die Aktiven „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, bevor Moderator Can das Publikum bis zum nächsten Jahr verabschiedete. (Foto: Torben Hinz, Elmshorn)

Elmshorn (jhf) Sie boten eindrucksvolle Theaterstücke, szenische Lesungen, eine Kochshow und Musik. Mit einem emotionalen Programm erinnerten Schüler der sieben weiterführenden Elmshorner Schulen an die Opfer und den Terror der NS-Diktatur. Die etwa 350 Gäste im Saalbau der Freien Waldorfschule applaudierten lang anhaltend, wie die Stadtverwaltung berichtete.

Aufruf: Aktiv gegen rechtes Gedankengut angehen

Erster Stadtrat Dirk Moritz betonte in einer Ansprache: „Es ist wichtig – und genau dafür stehen wir heute hier – sich nicht einschüchtern zu lassen, sondern aktiv gegen rechtes Gedankengut vorzugehen, aufzuklären, Stellung zu beziehen.“ Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen schrecklichen Verbrechen an Menschen hätten den Glauben an ein friedliches, vereintes Europa ins Wanken gebracht. „Die Gesellschaft wird verunsichert und dadurch entsteht ein neuer Nährboden für rechte Ideologie.“ Ganz ähnlich habe es damals auch begonnen, erklärt Moritz. Erst wurden andere Meinungen unterdrückt, dann Menschen verfolgt und ermordet.

Warnung: Faschismus kann sich wiederholen

Diese Analyse unterstrichen auch die Schülerinnen und Schüler der Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule mit einer Collage aus Sprache, Bildern und Tönen zum Thema Faschismus, zu Reichsbürgern und Identitärer Bewegung. Ihre warnende Botschaft: „Faschismus ist keine einmalige Verirrung des 20. Jahrhunderts – er kann sich jederzeit wiederholen. Deswegen müssen wir achtsam sein.“

Großnichte eines NS-Opfers betritt die Bühne

Für den wohl emotionalsten Moment des Abends sorgten die Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE). Sie schlüpften in die Gedanken von Cato Bontjes van Beek, die sich zum Widerstand gegen den menschenverachtenden Terror des NS-Regimes entschied. Unter anderem war sie in der „Roten Kapelle“ in Berlin aktiv, wurde später aber von der Gestapo verhaftet und im August 1943 mit nur 22 Jahren hingerichtet. Fast 80 Jahre später ist es still im Saalbau, als am Ende der Aufführung eine junge Frau die Bühne betritt und ihre Stimme erhebt: „Hallo, mein Name ist Mia Cato Bontjes van Beek und das war die Geschichte von meiner Großtante. Es ist krass zu wissen, dass diese Zeit gar nicht so weit weg liegt, wie wir vielleicht manchmal denken. Ich meine, das war die Schwester von meinem Opa – und mit meinem Opa war ich gestern noch Kaffee trinken.“

Tradition seit 2009

In Elmshorn gestalten Schülerinnen und Schüler seit 2009 jedes Jahr die Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“. Sie findet rund um den 27. Januar statt, den Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. 1996 wurde er auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt, seit 2005 ist er dies auch international.

Gemeinsamer Gesang: "Von guten Mächten wunderbar geborgen"

Die Aufführungen von „Gegen das Vergessen“ erfolgen einmal am Morgen für andere Schülerinnen und Schüler und einmal am Abend für die Öffentlichkeit. Den Abschluss bildet stets das gemeinsam gesungene Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer. In diesem Jahr hatte Markus Arendt die künstlerische Leitung inne, für die professionelle technische Unterstützung sorgte erneut die Studio AG der Erich Kästner Gemeinschaftsschule. Veranstaltet wird „Gegen das Vergessen“ von der Stadt Elmshorn.

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