Bad Bramstedt (usp) – Seit sechs Monaten ist die Historikerin und Medienwissenschaftlerin Ruth Jakobs aus Kellinghusen als Nachfolgerin von Manfred Jacobsen die neue Archivarin der Stadt Bad Bramstedt und des Amtes Bad Bramstedt-Land.
Wer die Vorstellung hat, bei ihrer Arbeit handelt es sich lediglich um das Sortieren verstaubter Akten, sieht sich im Gespräch mit ihr getäuscht. Und wer meint, das Archiv sei ein Ort, zu dem nur wenige Eingeweihte Zugang haben, kann schnell eines Besseren belehrt werden.
Akten gehören natürlich zum Geschäft von Jakobs, schließlich soll die Vergangenheit nachvollzogen – und ihr eine Ordnung gegeben werden. 4.600 Verwaltungsakten – die erste vermutlich das Fleckensbuch von 1530 – bis hin zu sogenannten „archivierungswürdigen Akten“ aus der heutigen Zeit, Akten die Entscheidungen erklären und aufzeigen. Dazu gehören Projekte wie beispielsweise Kindergärten oder das, wie das Jugendcafé zustande gekommen ist.
Aber auch weniger amtliche Vorgänge, wie beispielsweise der Kaufkontrakt zweier Bad Bramstedter Bürger aus dem Jahr 1797 über einen Grundstückkauf, gehören dazu. „Erben haben das Schriftstück auf dem Dachboden gefunden und vor wenigen Wochen gebracht“, so die Archivarin, die sich freuen würde, wenn auch andere Personen ihr derartige Dokumente zur Verfügung stellten. Ein weiteres Fundstück bekam sie aus Elmshorn. In einem Koffer in der Altkleidersammlung befand sich ein Foto, auf dessen Rückseite „die Hausordnung der Rheumaheilstätte Bad Bramstedt“ aus den Anfang 30er-Jahren schlummerte. Auch hier haben sich die Finder zu ihrer Freude an sie gewandt.
Auch die Ausgaben der Bad Bramstedter Nachrichten wurden bereits bis zum Jahr 1960 archiviert. „Die Archivierung ist sehr aufwendig und kostenintensiv und muss von Dienstleistern erbracht werden, so Jakobs. Unterstützung erfuhr das Archiv von der Gildenstiftung, eine gemeinsame Einrichtung der Fleckensgilde und der Vogelschützengilde, die beide sehr in der Traditionspflege der Stadt engagiert sind.
Aber auch um Kultur- und Kunstgüter und deren Erhalt kümmert sich die Archivarin. Dazu gehören beispielsweise alte Fahnen, unter anderem von den Gilden und vom Männerchor. Auch hier entstehen hohe Kosten. Eine weitere Aufgabe von Ruth Jakobs ist deshalb auch die Beschaffung von Fördermitteln von Bund und Land oder auch der Fielmann-Stiftung.
Ein weiteres Arbeitsfeld ist die sogenannte Provenienzforschung. „Die Frage dabei ist letztendlich: Was kommt woher“, erklärt Jakobs. Als kleines Beispiel nennt sie eine Skizze von Oskar Alexander, gefertigt von Herbert Ritter von Krumhaar, einem späteren Vorsitzenden des Itzehoer Künstlerbundes. „Ich versuche in diesem Fall herauszubekommen, in welcher Beziehung diese beiden Personen zueinander standen“, so Jakobs. In diesem Bereich ist es immer sehr hilfreich, wenn sie auch Hinweise aus der Bevölkerung erhält. Dass sich im Rahmen dieser Forschung auch unangenehme, dunkle Kapitel auftun können, die durchaus zu kontroversen Diskussionen um Personen oder Ereignisse führen, nimmt Jakobs in Kauf.
Damit alle Nutzer, also auch Privatleute, die sich beispielsweise Informationen zu ihrer Familiengeschichte erhoffen, das Archiv zielführend einsetzen können, ist ein ganz wesentlicher Punkt die Digitalisierung des Archivs. Ziel ist es, dass das Arbeitsverzeichnis des gesamten Archivs über den PC von allen Nutzern ab dem kommenden Jahr online eingesehen werden kann, auf längere Sicht sogar weltweit.
Da sie für das Bad Bramstedter Archiv nur 19 Stunden Zeit in der Woche hat, würde sich Ruth Jakobs sehr freuen, wenn sie geschichtsinteressierte Menschen zur Unterstützung für ihre Arbeit gewinnen könnte. „Ich kann zwar nicht mit Geld dienen, wohl aber mit einer sehr interessanten Aufgabe – und sehr viel Spaß bei der Arbeit“, verspricht sie. Unterstützung könnten auch Schulprojekte sein, stellt sie als weitere Möglichkeit in den Raum. Außerdem bietet die Archivarin an, dass Schülerpraktika bei ihr gemacht werden – oder auch Studenten bei ihr mitwirken können.
• Das Stadtarchiv am Bleeck 16 ist dienstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
• Das Amtsarchiv an der König-Christian-Straße 6 öffnet donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.
Individuelle Termine sind nach Absprache möglich. Kontakt:
• Stadtarchiv: Telefon 04192 199731, E-Mail stadtarchiv@badbramstedt.de
• Amtsarchiv: Telefon 04192 2009531, E-Mail
archiv@amtbbl.de
Archivarin aus Leidenschaft
Erst kürzlich stellten ihr Erben einen auf dem Dachboden gefundenen Kaufvertrag eines Bad Bramstedter Grundstücks aus dem Jahr 1797 zur Verfügung. Fotos: Straehler-Pohl
zu den aktuellen Ausgaben
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass bei der Aktivierung des Magazins eine Verbindung zum Anbieter Yumpu aufgebaut wird und Daten übermittelt werden.
... hier klicken
Veranstaltungen
Beim aktivieren des Elements werden Daten an Facebook übertragen.