Elmshorn (sis) Er lebt den Traum vieler Jugendlicher: Amar Al Naimi hat das Zocken zum Beruf gemacht. Wenn er am Computer „Fortnite“ spielt, schauen ihm tausende Fans live dabei zu. Videos, die er im Anschluss hochlädt, erhalten teils mehrere hunderttausend Aufrufe.
In den Top Ten der deutschsprachigen Twitch-Kanäle
Auf der Streaming-Plattform Twitch hat der 31-Jährige mittlerweile 1,8 Millionen Follower. Damit gehört sein Account (www.twitch.tv/amar) zur Top Ten der meistgefolgten deutschsprachigen Twitch-Kanäle. Und das bringt Geld: Über Werbepartner, „Donations“, also Spenden der Zuschauer, und über „Creator-Codes“, die seine Follower bei Käufen in eigenen Spiele verwenden, und an deren Umsätzen Amar beteiligt wird.
Sein Weg: Irak, Österreich, England, Norwegen, Elmshorn, Köln
Heute lebt Amar in Köln, doch seine Kindheit und Jugend verbrachte der Streaming-Star in der Krückaustadt: „Elmshorn war für mich lange mein Zuhause, und auch wenn ich mittlerweile woanders lebe, bleibt die Stadt ein wichtiger Teil meiner Geschichte“, erzählt Amar unserer Zeitung. Und diese Geschichte ist bewegend: Seine Eltern flüchteten aus dem Irak nach Österreich, wo Amar 1993 geboren wurde. Schließlich flüchtete Amars Mutter mit ihm und seiner Schwester aufgrund von häuslicher Gewalt auch vor seinem Vater. Die drei zogen mehrmals um, lebten in England und Norwegen, bevor sie in Elmshorn ein Zuhause fanden.
„Elmshorn ist ein wichtiges Kapitel in meinem Leben“
Im Interview mit der Holsteiner am Wochenende (HoWo) berichtet Amar aus seinem spannenden Leben.
HoWo: Amar, was verbindest du mit Elmshorn?
Amar: Elmshorn ist ein wichtiges Kapitel in meinem Leben. Immerhin habe ich, nachdem wir nach Deutschland gekommen sind, einen entscheidenden Teil meiner Jugend hier verbracht. Viele Dinge haben dort zum ersten Mal stattgefunden. Die ersten Freundschaften, das erste Mal in einem Sportverein, die erste Liebe.
Wie lange hast du in der Krückaustadt gelebt?
Ich habe von meinem fünften bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr in Elmshorn gelebt. Wir sind in der Zeit ein paar Mal umgezogen, aber meine letzten Jahre habe ich mitten in der Stadt verbracht – in der Königsstraße, direkt über dem Broderick Pub.
Was gefällt dir am meisten an der Stadt?
Elmshorn hat für mich immer dieses besondere Heimatgefühl. Es ist keine riesige Stadt, aber genau das macht den Charme aus – man kennt sich, es gibt viele vertraute Ecken, und die Leute sind bodenständig. Besonders mochte ich es, dass alles nah beieinander liegt. Ob Fußballplatz, Schule oder einfach mit Freunden draußen unterwegs sein – man musste nie weit fahren.
Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit als Schüler?
Meine schönste Schulzeit hatte ich in der Friedrich-Ebert-Grundschule. Besonders Frau Marquardt und Frau Hinze sind mir in Erinnerung geblieben – sie hatten immer ein offenes Ohr und machten den Unterricht spannend.
Heute bist du ein Streaming-Star. Wie kam es dazu?
Das Zocken war schon immer eine Leidenschaft. Zunächst nur als Hobby, aber ich habe irgendwann gemerkt, dass ich recht gut war im Vergleich zu anderen. Als ich dann gesehen habe, dass es Spieler gibt, die nicht so stark sind wie ich, aber ihr Gameplay streamen, hat mich das motiviert auch selbst die Kamera anzumachen und zu streamen. Nach und nach sind dann immer mehr Zuschauer dazugekommen.
Ist es ein echter Traumberuf?
Ich persönlich glaube, ich habe den besten Job der Welt. Aber was viele nicht sehen, ist der enorme Aufwand dahinter. Es geht nicht nur darum, vor der Kamera zu sitzen und zu zocken. Content-Ideen entwickeln, Events organisieren, Reisen, Schnitt, Management und Partnerschaften – das alles gehört dazu. Was oft zu kurz kommt, ist die Zeit für Freunde und Familie.
Was rätst du denjenigen, die dir nacheifern wollen?
Habt Geduld und bleibt ihr selbst. Streaming ist ein großartiges Hobby, das sich wunderbar neben Schule, Ausbildung oder Beruf umsetzen lässt. Alles darauf zu setzen, macht erst dann Sinn, wenn man wirklich den Beweis hat, dass das eigene Konzept ankommt und langfristig funktioniert. Wenn das gegeben ist, sollte man sich aber auch nicht beirren oder von seinem Weg abbringen lassen.
