Schleswig-Holstein(pm) - Die Situation ist alarmierend: Die Integrationskurse in Deutschland stehen vor dem Aus. Bleibt es bei den bislang eingeplanten 500 Mio. EUR für Integrationskurse, können zwar bereits begonnene Integrationskurse noch fortgeführt werden, neue Kurse jedoch nicht starten. Zwar ließe auch eine vorläufige Haushaltsführung nach dem Bruch der Koalition gesetzlich gebundene Ausgaben wie Integrationskurse zu, doch der zu enge Rahmen des bisherigen Haushaltsentwurfs reicht nicht aus, um neue Integrationskurse zu finanzieren.
Die aktuell vorliegende Planung stellt eine Kürzung der Mittel für Integrationskurse um 53 Prozent gegenüber dem Ansatz von 2024 dar. Schätzungsweise 180.000 zusätzlich für 2025 erwartete Teilnahmeberechtigte werden keine Chance haben, die für Berufseinstieg und Alltagsleben in Deutschland unentbehrlichen Sprachkenntnisse zu erwerben. Damit Integrations- und Berufssprachkurse 2025 bedarfsgerecht durchgeführt werden können, sind nach Einschätzung des Deutschen Volkshochschul-Verbands mindestens 1,7 Mrd. Euro erforderlich.
„Die drohende Unterfinanzierung hat einen Abbruch der fortlaufenden Versorgung mit neuen Kursen zur Folge. Im Ergebnis werden Kursleitungen abwandern, Stellen beim planenden Personal wegfallen und Kursräume abgemietet“, konkretisiert Karsten Schneider, Direktor des vhs-Landesverbandes. „Damit brechen Strukturen weg, die auf Wunsch der Bundesregierung 2022 ausgeweitet wurden. Volkshochschulen und andere Träger werden nicht in der Lage sein, die Grundlagen zeitnah wieder aufzubauen, auch wenn im laufenden Jahr weitere Mittel freigegeben werden.“
Bereits jetzt ist die Finanzierung der Integrationskurse sehr knapp kalkuliert: „Schon seit Jahren machen wir darauf aufmerksam, dass der Erstattungssatz für Integrationskurse nicht alle Kosten deckt. Durch die hohe Inflation und tarifbedingte Personalkostensteigerungen spitzt sich die Unterdeckung weiter zu“, erläutert Adriana Theessen, Leiterin der Förde-vhs in Kiel. Sie plädiert für eine Erhöhung, um die steigenden Kosten für Durchführung, Planung und Verwaltung der Integrationskurse auszugleichen.
Eine Lücke in den Integrationsangeboten hätte negative Folgen, die sich die Gesellschaft nicht leisten kann: „Gastronomie, Handwerk, Landwirtschaft und viele andere wichtige Branchen beklagen den Mangel an Fachkräften. Auch Ausbildungsstellen können kaum noch besetzt werden. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die gern arbeiten würden, aber noch kaum Deutsch können. Der Job-Turbo, vergleichbare Programme und die dauerhafte Integration von qualifizierten Fachkräften mit Migrationshintergrund in sozialkostenpflichtigen Jobs setzen den Spracherwerb in Integrationskursen voraus“, sagt Mirko Franck, Leiter der vhs Oldenburg in Holstein.
Bei den Berufssprachkursen klafft ebenfalls eine Finanzierungslücke. Diese Angebote schließen an den Integrationskurs an und befähigen Menschen, sprachliche Herausforderungen am Arbeitsplatz zu bewältigen. Von den notwendigen Berufssprachkursen könnte mit dem aktuellen Haushaltsentwurf nur rund ein Drittel starten.
2025 droht Stopp für Integrationskurse
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