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"Nie wieder!"

Bei der Gedenkveranstaltung am Itzehoer Mahnmal hat die Arbeitsgemeinschaft Mahnen ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt.

Einen Kranz zu Ehren der NS-Opfer legten auch der Steinburger Kreispräsident Peter Labendowicz (re.) und Itzehoes Bürgervorsteher Dr. Markus Müller am Mahnmal nieder. Fotos: Ruff

Weit mehr als 150 Gäste waren zur Gedenkveranstaltung gekommen Bildungsministerin Karin Prien unterstrich bei ihrer Rede das Engagement der Arbeitsgemeinschaft Mahnen. Links der Initiator Michael Legband.

Itzehoe (anz) – Auf ihrer traditionellen Gedenkveranstaltung hat die Arbeitsgemeinschaft Mahnen um den aus Itzehoe stammenden Kieler Journalisten Michael Legband am gestrigen Sonntag ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Als Gedenkrednerin unterstrich Bildungsministerin Karin Prien das Engagement der Arbeitsgemeinschaft sowie von Schülerinnen und Schülern, die sich in die Gedenkarbeit rund um das Itzehoer Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus einbringen würden.
„Wenn wir gemeinsam versuchen zu verstehen, unter welchen Rahmenbedingungen die Verbrechen des Nationalsozialismus möglich waren, dann können wir auch besser erkennen, wo heute Risiken und Gefahren für unsere Demokratie lauern“, hob Prien hervor und betonte, dass sie viel Wert auf Demokratiebildung in den Schulen legt.
Für die Arbeitsgemeinschaft freute sich Michael Legband über die erneut rege Teilnahme von Schülerinnen und Schülern des Sophie-Scholl-Gymnasiums (SSG) sowie anderer Schulen. „Es ist schön, dass sich hier etwas verstetigt,“ sagte Legband. Das erste Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Nordeuropa gelte heute als außerschulischer Lernort und das sei schlicht und einfach großartig. Zum in Itzehoe stattfindenden Stutthoff-Prozess sagte Legband in seiner Begrüßungsrede: „Für die Überlebenden der Schoah und ihrer Nachkommen ist es von großer Bedeutung, dass die Justiz versucht, in irgendeiner Weise Gerechtigkeit zu finden.“
Mit Blick auf das Mahnmal fuhr Legband fort: „Hier hat eine Reihe von ehemaligen KZ-Häftlingen gesprochen. Sie haben ihr Leben lang an Körper und Seele gelitten. Dieser Prozess ist geeignet, uns allen vor Augen zu führen, wohin Hetze gegen Minderheiten führen kann und schon wieder führt“,  sagte Legband und ergänzte: „Zum Abschluss der Verhandlung laden wir alle Prozess-Beteiligten zu einem stillen Gedenken an dieses Mahnmal ein. Das wäre ein würdevoller Abschluss für dieses ja besondere Gerichtsverfahren.“
Michael Legband freute sich, als Überraschungsgäste die Geschwister Katharina und Markus Trebitsch begrüßen zu können.
Die Fernsehproduzenten waren kurzfristig von Hamburg nach Itzehoe gekommen und unterstrichen die Bedeutung des Mahnmals für die Familie Trebitsch. Vater Gyula Trebitsch hatte es 1946 nach seiner Befreiung aus den KZ-Wöbbelin initiiert.  „Es ist schön, dass Sie sich diesem Mahnmal so verbunden fühlen und immer wieder Anteil nehmen an unserer Gedenkarbeit“, begrüßte Legband Kinder von Gyula Trebitsch.   
Deutliche Worte fand Michael Legband gegen den rechten Rand der Gesellschaft, deren Mitglieder Demonstrationen gegen die Corona-Politik für ihre Agitation missbrauchten.
„Wenn sich Corona-Gegner als verfolgte Juden verkleiden und den gelben
Judenstern tragen, ist Schluss mit lustig“, rief Legband aus und ergänzte: „Das ist schlicht und einfach die brutalst-mögliche Verharmlosung des Naziterrors. Bei Antisemitismus helfe kein Weggucken und Ohren zuhalten. Die Bundesrepublik sei nicht Weimar. „Alle Demokraten sind gefordert!“
Für die Landesregierung legte Bildungsministerin Karin Prien einen Kranz zu Ehren der NS-Opfer nieder. Ebenso der Steinburger Kreispräsident Peter Labendowicz sowie Schülerinnen und Schülern des Sophie-Scholl-Gymnasiums.Gewerkschaften, Parteien und Privatpersonen schlossen sich mit Gebinden und Blumen an.
In ihrer Fürbitte sprach sich Pastorin Dr. Wiebke Bähnk gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze aus. Mit Verweis auf die NS-Verbrechen sagte die Seelsorgerin: „Gott, wir bitten Dich für die, die Schuld auf sich geladen haben. Öffne ihre Herzen, lass sie Worte finden, die die Überlebenden so sehr bräuchten.“  
Den kulturellen Teil des würdevollen Gedenkens prägte der ehemalige Steinburger Bundestagsabgeordnete Jörn Thießen. Das einstige Mitglied der KKS-Theatergruppe rezitierte eindrucksvoll die Todesfuge von Paul Celan. Thießen rezitiert seit den 1980er-Jahren immer wieder an der Gedenkanlage.
Zur Bedeutung des Mahnmals erinnerte Legband: „Dieses Mahnmal hat die Nr. 1 in einer Inventarliste des Landes Schleswig-Holstein verdient. Es stand, bevor der Landtag frei gewählt wurde. Die D-Mark war noch nicht geprägt und DER SPIEGEL noch nicht gedruckt.“

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