Elmshorn (rs) Bundesweit ist am Mittwoch der Judenverfolgung gedacht worden, die mit der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 ihren gewaltsamen Anfang nahm. Synagogen gingen in Flammen auf, tausende Wohnungen und Geschäfte jüdischer Mitbürger wurden zerstört. Nur einen Tag später begannen die Deportationen in Konzentrationslager.
In Elmshorn erinnerte die Kieler Bildungsministerin Karin Prien zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Q1-Geschichtsprofils der Elsa-Brändström-Schule (EBS) an die vom NS-Regime gelenkten Ausschreitungen der Reichspogromnacht. Die Ministerin nahm sich Zeit. In der Kirchenstraße 4 säuberte sie mit Schülern den dort im Gedenken an Georg Rosenberg verlegten Stolperstein. Der jüdische Elmshorner Geschäftsmann war am 12. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.
Es gehe darum, das furchtbare Geschehen nie zu vergessen, erklärte Prien. Wichtig sei, sich mit der Biographie einzelner Menschen wie der von Georg Rosenberg zu befassen. Das Hinknien am Stein sei auch eine Geste, jenem Menschen ein Stück seiner Würde zurückzugeben, die ihm durch die Entmenschlichung im Dritten Reich genommen worden sei.
EBS-Schüler hatten zuvor in Anwesenheit der CDU-Landtagsabgeordneten Birte Glißmann und Martin Balasus aus dem Leben Rosenbergs berichtet. Einem Leben mit Brüchen. Da war der erfolgreiche Ladenbesitzer und Mäzen für Sport und Kultur in der Stadt. Aber auch der Mann, der seine erste Frau mit seiner Geliebten und späteren zweiten Frau betrog und Steuern hinterzog. Ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Anschließen ging die Ministerin gemeinsam mit den Schülern zur EBS, um dort weiter mit ihren über die NS-Zeit zu sprechen.
Die von Geschichtslehrerin Julia Büthe unterrichteten Elftklässler zeigten sich gut vorbereitet. „Das Thema Drittes Reich ist präsent in den sozialen Medien und den Zeitungen“, sagte Meike Sander (17). „Erinnern ist wichtig.“ Das betonte auch Mathias Bersch (16): „Die Bereitschaft, sich mit der NS-Zeit zu beschäftigen, ist größer als bei anderen Themen – gerade in Zeiten wachsender Diskriminierung.“ Schulleiter Kevin Amberg: „Schon die Begegnung mit der Ministerin ist ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen.“