Horst (em) Beeindruckt von der hohen Teilnehmerzahl bei dem ersten Ortsrundgang der Arbeitsgemeinschaft BauKultur Horst sind die aktiven Mitglieder der Gruppe. Das hohe Interesse zeigt, dass die historische Bebauung des Ortes und dessen damit verbundene Identität vielen Bürgern nicht einerlei ist.
Der Marktplatz: zentraler Ort des Gemeindelebens
Bei bestem Wetter trafen sich die Teilnehmer am Markt, dem historischen Platz mit seinen einstmals unterschiedlichen öffentlichen Einrichtungen. Hier steht die Kirche, vormals mit umliegendem Friedhof. Hier stand der Kirchspielkrug, Thing- und Gerichtsort der Gemeinde mit den angeschlossenen Gefängniszellen sowie dem Schandpfahl. An diesem Ort traf man einst auch auf das erste Horster Armenhaus und die ersten beiden Schulen. Der Platz hat seinen Namen von den großen Ochsen- und späteren Jahrmärkten, die hier von 1720 bis in die 50er Jahre des jüngsten Jahrhunderts abgehalten wurden.
Entwicklung von Kleinhandwerkern zu Gewerbegebieten
Bevor der Rundgang startete, gab es eine kurze Einführung in die Geschichte und Baugeschichte vom Reihendorf zur heutigen Gemeinde und in die wirtschaftliche Entwicklung: von Kleinhandwerkern und Höckern, großem Pferdehandel, der Wollindustrie, den Baumschulen, der Ziegelei und dem Getreidehandel bis zu den heutigen Gewerbegebieten in Horstheide erfuhren die Zuhörer Bemerkenswertes. Auch ein kurzer Einblick in die gesellschaftliche Entwicklung wurde gegeben.
Viele Fassaden sehen noch wie 1934 aus
Die vorhandenen Gebäude von der Reetdachkate bis zur Fabrik spiegeln die Nutzungsgeschichte, sie machen frühere Lebenswelten anschaulich. Ausgewählte Bauten wurden bei dem folgenden Rundgang auch im Vergleich mit historischen Fotografien dargestellt. Ausführlich wurde auf die Baustile der einzelnen Epochen eingegangen und besonders auf die jeweilige Nutzung der Gebäude. Viele der Horster Bauwerke zeigen noch einen ähnlichen Baubestand wie 1934, als das gesamte Dorf einmal fotografisch festgehalten wurde. Häufig sind nur die Fenster und die Dachdeckung verändert. Ob Wohnhaus mit angeschlossener Werkstadt, Geschäftshaus, Fabrikgebäude, Horst hat viel zu bieten und eine bewegte, interessante Geschichte.
AG will historischen Bestand erhalten
Die Arbeitsgemeinschaft Baukultur Horst setzt sich für den Erhalt des historisch gewachsenen Baubestandes und eine behutsame Pflege und Weiterentwicklung ein. Auch auf bereits realisierte und kommende Projekte, bei denen die Baukultur Horst mitwirken konnte, wurde auf dem Weg hingewiesen. So wurde beispielsweise der ehemalige Milchpavillon an der Poststraße mit Beratung durch Baukultur Horst unter Wahrung der originalen Substanz seiner ursprünglichen architektonischen Idee gemäß instandgesetzt – im Stil der 1950er Jahre.
Fortsetzung ist geplant
Nach gut zwei Stunden endete der Rundgang am Fabrik-Gebäude der Frima Ottens mit dem Wunsch, an diesem Ort im kommenden Frühjahr den Rundgang fortzusetzen. Der Baukultur Gruppe ist es gelungen, zu verdeutlichen, warum ein bewusster und respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz zeitgemäß ist – nicht nur aus ökologischen und ökonomischen Gründen, sondern auch, weil in den alten Häusern Heimat steckt. Baukulturgruppen haben in Deutschland Konjunktur, viele Bürger wünschen sich den Erhalt der Identität ihrer Wohngemeinden und Städte. Noch lange nach Ende der Führung standen die Teilnehmer in kleinen Gruppen zusammen und diskutierten das Gesehene.