Elmshorn Für viele in Politik und Verwaltung lag es nahe, dass sich der 1. Stadtrat Dirk Moritz (parteilos) um die Nachfolge von Volker Hatje als Elmshorner Oberbürgermeister bewerben würde. Doch dazu kommt es nicht. Nach reiflicher Überlegung „und wirklich schweren Herzens komme ich zu dem Schluss, dass ich nicht als Oberbürgermeister der Stadt Elmshorn kandidieren werde“, teilt Moritz in einer Presseerklärung mit.
Zuvor hatte er Hatje – dieser tritt nach Auslaufen seiner zweiten Amtszeit Ende dieses Jahres nicht mehr an – und die politischen Fraktionen von seiner Entscheidung unterrichtet. Er könne nach derzeitigem Stand nicht garantieren, „dass ich für die vielen Zukunftsfragen unserer Stadt und die vielseitigen Interessenlagen der Bevölkerung und der gewerblich Tätigen als Oberbürgermeister gesundheitlich einsatzbereit bleibe“, begründet Moritz seinen Schritt. Bisher gibt es mit dem Elmshorner SPD-Fraktionschef Arne Klaus erst einen Bewerber, der seinen Hut für die Oberbürgermeisterwahl im September 2025 in den Ring geworfen hat. Mit weiteren Kandidaten wird aber gerechnet.
Entscheidung ist Moritz schwer gefallen
Er hat lange abgewogen: Am Ende ist Elmshorrns 1. Stadtrat Dirk Moritz aber zu der Entscheidung gelangt, sich nicht um die Nachfolge von Oberbürgermeister Volker Hatje zu bewerben. Dabei hätten ihn gerade in der jüngsten Zeit viele Einwohner, Mitglieder der politischen Fraktionen, Vertreter der Wirtschaft und anderer Organisationen sowie Mitarbeitende des Rathauses motiviert, anzutreten, so der Dezernent. Doch gesundheitliche Gründe sprächen dagegen, erklärt Moritz.
In Elmshorn hat der Diplom-Verwaltungswirt einen unaufgeregten Job gemacht. Nahezu geräuschlos führt er die Dezernate für Soziales, das Amt für Kinder, Jugend, Schule und Sport, das Amt für Kultur und Weiterbildung sowie den Regiebetrieb Betriebshof. Erst wenige Wochen im Amt, organisierte er im Juni 2014 federführend die Hilfe für die Bewohner nach dem verheerenden Hochhausbrand an der Beethovenstraße. Sein Meisterstück lieferte Moritz ab, als er 2024 die Öffentlichkeitsveranstaltung zur Anlage eines Containerdorfs für Geflüchtete sachlich-empathisch moderierte. Eine Kandidatur um den Posten als Landrat des Kreises Pinneberg zog er vor Jahren zurück, weil er Sorge hatte, auch Stimmen der AfD zu bekommen. Durch die Leitung der Ämter für Kinder. Jugend. Schule und Sport sowie das Amt für Kultur und Weiterbildung genießt der 1. Stadtrat einen hohen Bekanntheitsgrad in der Krückaustadt.
Zugleich ist der Dezernent als Stellvertreter des Oberbürgermeisters wohl am besten in der Lage, die hohe zeitliche und mentale Belastung an der Spitze der Stadt einzuschätzen. Denn als OB geht es nicht nur um die Leitung der Verwaltung, die mit ihrer Größe einem mittelständischen Unternehmen entspricht. Der OB ist auch Mitglied von Leitungsgremien wie Sparkasse, Abwasser-Zweckverband, Fünf-Städte-Heim, Stadt-Umland-Kooperation und vielem mehr. Und fast alle schauen darauf, wie sich die größte Stadt der Westküste positioniert. Moritz wäre bei Amtsantritt Ende 50, auch das möglicherweise ein Grund, für diesen Stressposten nicht zu kandidieren. Seine Amtszeit als 1. Stadtrat endet Ende April 2026.
Rainer Strandmann