Itzehoe (bg) – „Das ist schon ein historischer Moment“, sagte Arne Parchent, Prokurist beim Elmshorner Bauunternehmen Semmelhaack, als die Abrissschere am Montag begann, sich in das ehemalige B&H-Gebäude zu fressen. Die Fundamente des Gebäudes stammen von 1872, es wurde immer wieder ergänzt, erweitert und umgebaut – aber immer hat es das Stadtbild geprägt. Anfang der 1990er kam dann die Brücke in ihrer heutigen Form dazu, die das ehemalige B&H-Gebäude mit dem Holstein Center (HC) verband. Auch sie wird nun weichen müssen.
„Das Einkaufszentrum hatte seine Hochzeit in den 1980er und 1990ern“, erinnert sich Sönke Krey, Inhaber der Sönke Krey Unternehmensgruppe, die den Abriss durchführt. „Damals fand man hier alles, nur keinen Parkplatz.“
Dieser Auftrag ist für ihn nicht ganz alltäglich, denn neben vielen persönlichen Erinnerungen, die am Gebäude hängen, stellt die eng bebaute Stelle in der Innenstadt eine besondere Herausforderung dar. „Hier liegen überall Leitungen, sei es Gas, Wasser oder Strom, auf die wir aufpassen müssen.“ Und auch die Nachbargebäude müssen bestmöglich geschützt werden. So wurde rund um das Gebäude ein rund 30 Zentimeter dickes Sandbett aufgeschüttet, um die Wucht der herunterfallenden Brocken zu bremsen. Neben dem Long-Front-Bagger, der am Gebäude nagt, steht ein weiterer, der große Gummimatten hält, um fliegenden Schutt zu verhindern und immer wieder wird mit Wasser der Staub eingedämmt.
Da es so vorsichtig passiert, wird der Abriss voraussichtlich bis April dauern. Anfangs wird der Bauschutt in den Keller gefüllt, damit ein tragbares Fundament für den 17 Tonnen schweren Bagger entsteht. Später wird auch das ausgehoben, abtransportiert und von Sönke Krey für das Recycling vorbereitet. Insgesamt rund 9.000 Tonnen bzw. 360 Lkw-Ladungen Bauschutt erwartet er. Am Ende bleibt ein großes Loch.
Daraus wird Semmelhaack etwas Neues machen. Zwei Neubauten werden hier entstehen mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss und insgesamt 76 Wohnungen – 20 davon öffentlicht gefördert – verteilt auf drei Stockwerke und ein Staffelgeschoss. Zwischen den beiden neuen Häusern wird man zukünftig vom La Couronne-Platz aus einen freien Blick auf den neu gestalteten gläsernen Eingang des Holstein Centers haben. Wenn alles nach Plan verläuft, soll im Sommer mit dem Neubau begonnen werden und im Herbst 2026 können die ersten Mieter einziehen. Abriss und Neubau lässt Semmelhaack sich insgesamt 17 Millionen Euro kosten.
Gleichzeitig laufen die Umbauten im HC weiter. „Die Entkernung ist weitgehend abgeschlossen und wir warten jetzt auf die Baugenehmigungen“, sagt Oberbauleiter Arne Bielenberg. „Wir sind mit den künftigen Mietern im Gespräch und die ersten sollen dieses Jahr noch einziehen.“ Das werden unter anderem die Stadtbibliothek, eine Arztpraxis und ein Bäcker sein.
Außerdem wird voraussichtlich im Frühjahr mit der Sanierung der Hochhäuser begonnen. Von der Heizung bis zur Lüftung, von den Fenstern bis zum Brandschutz wird alles erneuert.