Itzehoe (tc) – Laut Schuldenatlas der Creditreform gehört der Kreis Steinburg zu denjenigen mit der höchsten Verschuldungsquote in Schleswig-Holstein. 11.85 Prozent der Steinburger sind demnach verschuldet. Entsprechend viel zu tun hatte im vergangenen Jahr auch die Schuldnerberatung von Steinburg Sozial. 203 Fälle wurden von Fachbereichsleiter Christoph Feige und seinem Team bearbeitet, 24 mehr als im Vorjahr. „Damit sind wir an der Kapazitätsgrenze“, sagt Feige und befürchtet zugleich, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. „Ich weiß nicht, was Corona noch für uns bereithält, aber ich befürchte das Schlimmste.“
Krisen, ob nun persönliche oder landläufige, würden sich erst mit einer Verzögerung von bis zu zwei Jahren bei der Schuldnerberatung niederschlagen, sagt der Sozialpädagoge, der seit 28 Jahren in der Schuldnerberatung arbeitet. Viele versuchten, alleine mit ihren finanziellen Schwierigkeiten klarzukommen, ehe sie erkennen, dass es nicht klappt. „Die meisten sind willig, ihre Schulden zurückzuzahlen, aber am Wie hapert‘s“, ist Feiges Erfahrung. Die Schuld an dieser Misere gibt er zu einem Teil der Kreditwirtschaft. Es würden ohne große Prüfungen Kredite vergeben, obwohl bei einem Blick in die Unterlagen klar sei, dass diese gar nicht bedient werden könnten. Das betreffe nicht nur Finanzierungsraten von Verkaufsunternehmen, sondern auch Geldinstitute, die im Kreis Steinburg ansässig seien, so Feiges Vorwurf.
Im vergangenen Jahr habe Corona die Arbeit der Schuldnerberatung extrem erschwert. Im ersten Lockdown wurde auf Telefonberatung umgestellt, dann gab es auch wieder Beratungen vor Ort. Die offenen Sprechstunden wurden aber eingestellt, stattdessen wurden feste Termine für Aufnahmegespräche vergeben, um Corona-konform arbeiten zu können. Dass dann doch viele Termine nicht eingehalten wurden, sei ärgerlich, so Feige, passe aber häufig zum Bild der Schuldner, die sich häufig nicht organisieren könnten und ein unstrukturiertes Leben führten.
Christoph Feige sieht weitere Herausforderungen auf das Team der Schuldnerberatung zukommen. „Die Steuernachzahlungen durch das Kurzarbeitergeld könnten den einen oder anderen hart treffen. Ebenso könnte die Rückzahlung der Coronahilfen für Selbstständige eine Herausforderung für manche Betriebe werden“, blickt er alles andere als optimistisch in die Zukunft. Und das alles bei einem Personalschlüssel, der Spitz auf Knopf ausgelegt ist. Aber immerhin da scheint ein Licht am Ende des Tunnels. „Es laufen Gespräche mit dem Kreis Steinburg darüber, dass der Haushalt aufgestockt wird, um Lösungen zu finden“, sagt Vanessa Trampe-Kliesch, geschäftsbereichsleiterin Soziale Hilfen bei Steinburg Sozial.
Die kostenlose Schuldnerberatung wird vom Land Schleswig-Holstein, dem Kreis Steinburg und dem Sparkassen- und Giroverband finanziert.
Schuldnerberatung in Itzehoe
Timm-Kröger-Str. 2
montags bis donnerstags, 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 12 Uhr
04821 9489990
Schuldberatung in Kellinghusen
Schulstraße 4 (MGH)
zweiter Mittwoch im Monat, 9 bis 11 Uhr
04821 9489990
Schuldberatung in Glückstadt
Jahnstr. 17
montags bis donnerstags, 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 12 Uhr
04124 8979459
Das dicke Ende kommt erst noch
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