Itzehoe (tc) – Im April endet nach zwölf Jahren die Amtszeit von Bürgermeister Andreas Koeppen. Schon zum Jahresanfang hatte er angekündigt, nicht erneut kandidieren zu wollen. Doch wer folgt ihm nach? Am 7. November sind 25.857 Itzehoer ab 16 Jahren aufgerufen, darüber abzustimmen. Fünf Kandidaten stehen zur Wahl, die wir Ihnen hier in der Reihenfolge der Bekanntgabe ihrer Kandidatur vorstellen.
Die Wahl gilt als gewonnen, wenn einer der Kandidaten mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen und somit die nötige Mehrheit erhält. Sollte dies am 7. November nicht der Fall sein, kommt es zwei Wochen später am 21. November zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, die am 7. November die meisten Stimmen erhalten haben.
Was möchten Sie kurzfristig für Itzehoe erreichen, was langfristig?
Manfred Sallach: Kurzfristig sind die Rad- und Fußwege sowie Barrierefreiheiten zu verbessern. Es müssen wesentlich mehr Auszubildende zur Personalgewinnung in der Verwaltung geschaffen werden. Langfristig wird Itzehoe klimaneutral sein und eine Fachhochschule erhalten können.
Claudia Buschmann: Wir können mit kleinen Maßnahmen kurzfristig für ein besseres Wohlgefühl sorgen, wie zum Beispiel zusätzliche Abfalleimer für mehr Sauberkeit, zusätzliche liebevoll gestaltete Sitzgelegenheiten oder auch Spielmöglichkeiten, die zum Verweilen einladen. Langfrist werde ich mich dafür einsetzen, dass Itzehoe seine wirtschaftliche Schlagkraft zurückerhält und wir Bürger wieder erkennen, in welch lebens- und liebenswerter Stadt wir wohnen.
Martin Wnuck: Mehr Attraktivität durch mehr Sauberkeit und einer Aufwertung unserer natürlichen Badeseen. Ein senioren- und behindertengerechteres Itzehoe.
Eine engere Zusammenarbeit mit dem Kreis und den umliegenden Gemeinden. Den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt weitestgehend die Angst vor dem Rathaus nehmen.
Justus von Kries: Zunächst werde ich alle Projekte, die auf Beschlüssen der Ratsversammlung beruhen, mit meiner Verwaltung umsetzen. Dazu gehört auch der Auftrag aus dem Bürgerbegehren zur Öffnung der Störschleife. Eine hohe Priorität für eigene Projekte sehe ich bei der Entwicklung eines neuen Verkehrskonzeptes, der Einrichtung eines niederschwelligen Angebotes von Treffpunkten für die Senioren sowie die Verbesserung der Aufenthaltsqualität für junge Leute, etwa durch Clubs und eine Diskothek. Mittel- und langfristig will ich mich um die Entwicklung und Belebung der Innenstadt, bezahlbaren Wohnungsbau für Jung und Alt sowie um Barrierefreiheit für eine komfortable Stadt für alle kümmern.
Ralf Hoppe: Kurzfristig: eine regelmäßige Sprechstunde des Bürgermeisters, in der jede/r den Bürgermeister mit Voranmeldung besuchen kann.
In 2022: Die Verwaltung setzt die gesetzliche Vorgabe, alle Verwaltungsdienstleistungen auch digital anzubieten, richtig gut um.
Langfristig: Itzehoe bekommt eine Mehrzweckhalle.
Klima, Wirtschaft, Freizeit – leben und arbeiten in Itzehoe: Wie sehen Sie Itzehoe aufgestellt? Wie und wohin sollte sich Itzehoe entwickeln?
Sallach: Der Innenstadtbereich muss wettergeschützte Aufenthaltsbereiche und Veranstaltungsflächen haben, um Attraktivität zurückzugewinnen. Gastronomie, Geschäfte, Volkshochschule und die Neugestaltung im Rahmen von „Störauf“ wird Umsatz in die Stadt tragen. Mit einer aktiven Förderung der regionalen Wirtschaftskreisläufe bleibt dann auch mehr Geld in Itzehoe, statt bei internationalen Online-Unternehmen zu landen.
Buschmann: Itzehoe hat viele gute Voraussetzungen: Eine gute Schul- und Kulturlandschaft, eine großartige Natur, erfolgreiche Unternehmen und ein riesiges Pfund: Mit unserem Innovationsraum haben wir einen Forschungsleuchtturm an der Westküste. Itzehoe hat im Rahmen der Energiewende die einmalige Chance, Vorreiter beim Thema Erneuerbare Energien zu werden. In Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden können wir Arbeitsplätze im vierstelligen Bereich schaffen und damit Steuereinnahmen für die Weiterentwicklung unserer Stadt generieren. Was für uns alle noch wichtig ist: ausreichender, bedarfsgerechter Wohnraum, eine gute Kinderbetreuung und eine zeitgemäße attraktive Entwicklung unserer Innenstadt für alle Generationen. Dafür werde ich mich einsetzen.
Wnuck: Die Stadt Itzehoe ist gut aufgestellt, wir sollten in Zukunft versuchen, diesen Zustand zu verbessern. Unter anderem durch Verbesserung des Radverkehrs, bessere Anbindung des Zugverkehrs an den ÖPNV in der Stadt. Behutsame und umweltzuträgliche Industrieansiedelung. Öffentliche Gebäude, soweit noch nicht geschehen, müssen energetisch nachgebessert werden. Die öffentlich nutzbaren Sportgeräte der Stadt sollten für Jung und Alt weiter ausgebaut werden.
von Kries: Itzehoe ist eine lebens- und liebenswerte Stadt. Um die Lebensqualität weiter zu steigern, will ich die Wirtschaft durch Akquisition weiterer Unternehmen für den Standort Itzehoe stärken und für sichere Arbeitsplätze sorgen. Itzehoe verfügt über ein breites Sport- und Kulturangebot, das weiter durch die Stadt unterstützt und gefördert werden muss. Defizite in der Gastronomie möchte ich bei der Leerstandsbekämpfung der Innenstadt auffüllen. Zur Erreichung der Klimaneutralität sind die Entwicklung eines attraktiven Verkehrskonzeptes unter Berücksichtigung der Interessen aller Verkehrsteilnehmer, die Förderung von Dämmung öffentlicher und privater Gebäude sowie des Ausbaus der Solarenergie Teile meiner Ziele.
Hoppe: Wir sind 2018 ganz bewusst nach Itzehoe gezogen, weil wir die Lebensqualität hier schätzen. Itzehoe bietet fast alles, was man im Alltag braucht. Aber Itzehoe braucht und kann mehr. Itzehoe soll eine Stadt mit noch besseren Angeboten werden, insbesondere gilt dies für Angebote für junge Menschen.
Die Stadt braucht bezahlbaren Wohnraum, muss aber bei dessen Planung den wachsenden Anteil alter und hochbetagter Menschen sowie langfristig die zurückgehende Bevölkerungszahl mitbedenken.
Klimaschutz und Barrierefreiheit sind Querschnittthemen, die an vielen Stellen der Stadtentwicklung einen höheren Stellenwert haben müssen.
Entschieden wird in den Ausschüssen und in der Ratsversammlung – wie wollen und können Sie als Bürgermeister gestalten?
Sallach: Als Abgeordneter des Kreistages kenne ich die Abläufe der politischen Entscheidungsfindung gut. Als Verwaltung kann ich politische Entscheidungen vorbereiten und wichtige Anreize für die Tagesordnungen der Ausschüsse einbringen. Wenn Beschlüsse zügig und im Sinne der Ratsversammlung umgesetzt werden, wird eine Vertrauensbasis zwischen ehrenamtlicher und hauptamtlicher Verwaltung geschaffen. Daraus resultiert dann eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Meine Vernetzung in die Kommunalpolitik sowie mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten bietet zudem viele Informations- und Einflussmöglichkeiten über die Stadt Itzehoe hinaus.
Buschmann: Selbstverständlich ist die Bürgermeisterin an erster Stelle Chefin der Verwaltung, die die Beschlüsse der Selbstverwaltung umsetzt. In diesem Rahmen kann die Bürgermeisterin zum einen aber Vorschläge erarbeiten, wie die konkrete Ausgestaltung aussehen kann. Zum anderen – und hier sehe ich eine große Chance – hat die Bürgermeisterin das Recht eigene Anträge zu stellen oder Initiativen zu starten. Von diesem Recht werde ich Gebrauch machen in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung und den Bürgern zum Wohle unserer Stadt.
Wnuck: Ich werde mich an der Gremienarbeit beteiligen, soweit es mein Terminkalender zulässt, und aktiv in den Diskussionsprozess eingreifen.
von Kries: Die Gemeindeordnung bestimmt, dass ich als Bürgermeister die Stadtverwaltung „nach den Zielen und Grundsätzen der Ratsversammlung“ zu führen habe. Der Bürgermeister ist also nur ausführendes Organ. Entscheidend ist jedoch, wie ich mit meiner Verwaltung die Beschlüsse vorbereite und wie sie anschließend umgesetzt werden, nämlich schnell, zielgenau und kostengünstig. Darin liegt dann die Qualität meiner Arbeit und ist für die Entwicklung unserer Stadt besonders bedeutend. Darüber hinaus kann ich eigene Projekte vorzuschlagen.
Hoppe: Der Bürgermeister ist Verwaltungschef. Die von der Ratsversammlung gefassten Beschlüsse sind effizient, zielorientiert und mit bestmöglichem Ergebnis umzusetzen – beim Weg dahin besteht Gestaltungsspielraum. Diesen möchte ich nutzen, indem auch unkonventionelle Lösungsansätze ausprobiert werden. Eine weitere Aufgabe des Bürgermeisters ist die Repräsentation der Stadt. Wenn es zum Beispiel darum geht, in Kiel um gezieltes finanzielles Engagement des Landes in Itzehoe zu werben, möchte ich mit Leidenschaft und Seriosität die Stadt vertreten. Auch Mitglieder der Ratsversammlung stellten mir im Wahlkampf die Frage, an welchen Stellen ich Impulse setzen will. Es scheint also die Bereitschaft zu geben, Ideen des Bürgermeisters, der eigentlich „nur“ Verwaltungschef ist, auch zu hören und umzusetzen.
Warum sind Sie der Richtige für den Job?
Sallach: Ich bin kommunikativ und kann gut zuhören. Dabei lasse ich mir viel erklären, frage gezielt nach und entscheide auf Basis von Fakten, Gesprächen und eigenen Erfahrungen. In meinem Leben durfte ich bereits vielfältige Aufgaben erfolgreich wahrnehmen. Ich habe als Elektro-Handwerker gearbeitet, alte Häuser saniert, Autos restauriert und Solaranlagen aufgebaut. In Vertrieb und Projektarbeit bei der Telekom konnte ich komplexe individuelle Projekte umsetzen sowie zwei Vertriebsbereiche mit aufbauen. Als Lehrer am „rbz steinburg“ unterrichte ich seit 13 Jahren junge Heranwachsende. Als Entwicklungshelfer unterrichtete ich Lehrer in Indonesien und mit Jugendgruppen führe ich Projekte in Tansania erfolgreich durch. Bei der Feuerwehr diente ich 17 Jahre und bildete Kameraden im Kreis Steinburg aus. Diese Kompetenzen möchte und werde ich voll für die herausfordernde Aufgabe als Bürgermeister einsetzen.
Buschmann: Itzehoe ist meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Ich werde mich mit Herzblut, Sachverstand und Hartnäckigkeit für die erfolgreiche Entwicklung unserer Stadt einsetzen. Dabei kommen mir meine detaillierten Kenntnisse aus meiner politischen Tätigkeit als Wirtschaftsausschussvorsitzende, Ratsherrin und Kreistagsabgeordneten zu Gute, die ich im Bürgermeisteramt einsetzen kann. Was mir aber am wichtigsten ist: Ich werde Bürgermeisterin für alle Itzehoer sein.
Wnuck: Ich liebe den Umgang mit Menschen und brenne für meine Heimatstadt.
Menschen zu gemeinsamer Tätigkeit zu koordinieren, ist mir aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit nicht fremd. Meinen Mitbürger/innen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde ich stets ein offenen Ohr leihen, wie auch den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt!
von Kries: Das Amt des Bürgermeisters erfordert Sachverstand und Führungsstärke, einen klaren Blick für das Machbare und Erfahrungen im kommunalen Bereich. Über diese Eigenschaften verfüge ich. Meine bisherige berufliche Tätigkeit war geprägt von der Zusammenarbeit mit kommunalen Verwaltungen mit dem Einblick in die inneren Abläufe sowie die Denkweise. Über besondere Fähigkeiten verfüge ich bei der Moderation von verschiedenen Meinungen und Ansichten sowie der Suche nach Lösungen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Hoppe: Durch meine Erfahrungen als Inhaber eines Stadtplanungsbüros kenne ich für viele Probleme von Städten unterschiedliche Lösungen. Ich habe mit zahlreichen Stadtverwaltungen zusammengearbeitet, und dabei nicht nur den Einblick in die Arbeit des jeweiligen Stadtplanungsamtes, sondern vieler verschiedener Fachämter bekommen. Wenn mich eine Idee überzeugt, sehe ich nicht nur die Hürden, die bei der Umsetzung im Weg stehen, sondern vor allem die Wege, um die Umsetzung möglich zu machen.