Bad Bramstedt (usp) – Wenn es nach den Vorstellungen der Stadt, der Projektentwicklungsgesellschaft Deutsche Habitat sowie dem den Bau ausführenden Unternehmen Schütt und Sohn aus Lübeck läuft, dürfte sich ab dem ersten Quartal des Jahres 2025 die ärztliche Versorgung für die Bürger aus Bad Bramstedt und der Umgebung deutlich verbessern. Bei einer Pressekonferenz stellten Bürgermeisterin Verena Jeske, Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt, Jens Kulicke (Geschäftsführer Deutsche Habitat) sowie Marc Dreyer (Geschäftsführer Baufirma Schütt und Sohn, Lübeck) die Pläne für das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) sowie für das ergänzenden Ärztehaus, die beide in der König-Christian-Straße/Ecke Lochstücker Weg gegenüber des Famila Markts entstehen sollen, vor.
Seit vielen Jahren machen sich die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und der Verwaltung Gedanken darüber, was der Ärzteknappheit entgegengesetzt werden kann. Immer mehr Hausärzte sind in der Vergangenheit in den Ruhestand gegangen, ohne dass entsprechende Nachfolger die Praxen übernommen haben. Weitere Abgänge aufgrund des Erreichens der Altersgrenze kommen auf die Stadt und die umliegenden Dörfer zu, immerhin gut 16.000 Einwohner Bad Bramstedts und 10.500 aus den Umlandgemeinden. Die Folge sind ellenlange Wartezeiten oder sogar Aufnahmestopps, weil die Ärzte und ihr medizinisches Fachpersonal heillos überfordert sind. „Ich kenne Neubürger, die deshalb noch immer ihren Hausarzt in Hamburg haben“, unterstrich Bürgermeisterin Verena Jeske die prekäre Situation. Aber auch bei Fachärzten sowie Kinderärzten besteht ein Mangel. Einer sei deutlich zu wenig, ist sich die Runde einig.
Das Problem in Bad Bramstedt ist nicht, dass nicht ausreichend viele Stellen durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zugewiesen werden können. Für viele Ärzte sind die Standortfrage sowie die Aussicht, als selbstständiger Arzt dauerhaft zu großen Belastungen, insbesondere auch zeitlich, ausgesetzt zu sein, nicht attraktiv genug, um sich beispielsweise in Bad Bramstedt niederzulassen. Aus diesem Grund wurden inzwischen in 16 Kommunen in Schleswig-Holstein MVZ eingerichtet. Dort arbeiten die Ärzte als Angestellte der Kommunen mit festem Gehalt und festen Arbeitszeiten. Auch in Bad Bramstedt gibt es ein MVZ im Gebäude der ehemaligen Raiffeisenbank. In durch die Stadt angemieteten Räumen arbeiten aufgrund von Teilzeitstellen fünf Hausärzte auf vier zugewiesenen Stellen sowie elf medizinische Fachangestellte, um rund 3.000 Patienten zu versorgen. Hier sollte die Anstellung zusätzlicher Ärzte angestrebt werden, erklärte die Geschäftsführerin des MVZ Bad Bramstedt, Marie-Kristin Wendt.
Doch um ausreichend Ärzte und auch medizinisches Personal zu gewinnen, sei es notwendig, attraktive Rahmenbedingungen, zu denen auch ausreichend und gut ausgestatte Räumlichkeiten gehören, so Wendt. „Deshalb braucht unser vorhandenes MVZ dringend ein neues zu Hause“, ist Bürgermeisterin Jeske überzeugt.
Das Interesse bei Ärzten ist laut Jens Kulicke groß. Doch neben Allgemeinmedizinern fehlen auch Fachärzte, deren Praxen nicht in einem MVZ anzusiedeln sind.
Aus diesem Grund soll neben dem MVZ in einem zweiten Gebäude ein Facharztzentrum entstehen. „Viele Menschen können inzwischen nicht mehr zu Untersuchungen in weiter entfernt Ortschaften fahren“, so die Informationen der Bürgermeisterin im Austausch mit Betroffenen. Ein großer Wunsch der Bürger wäre deshalb auch ein Dialysezentrum, so die Bürgermeisterin weiter, das einige Patienten bis zu drei Mal in der Woche aufsuchen müssen. Ausreichend Bedarf ist nach Jeskes Einschätzung vorhanden. Darüber hinaus wäre, neben einem weiteren Kinderarzt, auch eine chirurgische Praxis Wunsch der Bürgermeisterin.
Das MVZ und ein Facharztzentrum auf einem Areal, das auch durch die Nähe zum AKN-Bahnhof verkehrsgünstig gelegen ist, böte kurze Wege und Kooperationen, ist Verena Jeske von dem geplanten Standort überzeugt. Ein weiterer Vorteil wäre zusätzlich, dass sich auch Synergien bei der Nutzung teurer medizinischer Geräte ergeben könnten, weist Jeske auf einen weiteren Vorteil der beiden nebeneinander geplanten Häuser hin.
Das MVZ soll in zweigeschossiger Bauweise auf einer Gesamtfläche von rund 1.140 Quadratmetern entstehen. Gebaut wird es durch die Deutsche Habitat, die auch das Auenland-Quartier plant, um es an die Stadt zu vermieten. Einem Mietvertrag hatte die Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten, nicht öffentlichen Sitzung bereits zugestimmt. Dass die Stadt es später kauft, ist jedoch eine ernsthafte Option, wie aus der Runde zu hören war. Neben den reinen Praxisräumen kann sich Bürgermeisterin Verena Jeske vorstellen, dass in einer Ausbaureserve ein Schulungszentrum entsteht, in dem unter anderem unter Einbeziehung örtlicher Vereine, wie den Sportvereinen, präventive gesundheitliche Veranstaltungen stattfinden.
Auf einer zusätzlichen Fläche von 3.800 Quadratmetern ist das zweite Gebäude für Facharztpraxen und medizinische Dienstleister wie Apotheken, Physiotherapeuten oder einem Sanitätshaus vorgesehen. Auch ein Café sei denkbar, so Jeske. „Das böte auch gute Möglichkeiten, Wartezeiten zu überbrücken“, so die Bürgermeisterin. Verhandlungen mit potenziellen Mietern laufen bereits, wurde seitens der Deutschen Habitat verlautet.
„Mit der Projektentwicklung tragen wir zu einer deutlichen Verbesserung der medizinischen Versorgung in Bad Bramstedt bei. Wir haben dazu eine eigene Gesellschaft gegründet, die HIM3 GmbH, die das Projekt realisieren wird“, erklärt Jens Kullicke. Nach seinen Angaben hat die Deutsche Habitat eine Investitionssumme von 15 Millionen Euro eingeplant.
Dass mit einem MVZ keine Gewinne gemacht werden können, auch darüber waren sich die Beteiligten der Pressekonferenz einig. „Alle MVZ schreiben tiefrote Zahlen“, hielt Verena Jeske nicht mit dieser unbequemen Wahrheit hinter dem Berg. Derzeit schlägt das MVZ mit einem Defizit von rund 260.000 Euro zu Buche. Die Kommunen, die ein MVZ betreiben, wüssten zwar, dass dies eigentlich nicht ihre Aufgabe sei. Gleichwohl nähmen sie die finanziellen Lasten auf sich, damit für die Bürger eine ausreichende ärztliche Versorgung sichergestellt würde, erklärte Verena Jeske. „Als Kommunalpolitiker bin ich dafür da, dass es läuft, auch wenn es Geld kostet“, pflichtete ihr Fritz Bredfeld (Bündnis 90 / Die Grünen), Vorsitzender des Ausschusses für Planungs- und Umweltangelegenheiten bei.
Neues MVZ soll 2025 starten
Marc Dreyer (Geschäftsführer Baufirma Schütt und Sohn, Lübeck) Bürgermeisterin Verena Jeske, Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt, Jens Kulicke (Geschäftsführer Deutsche Habitat) sowie Fritz Bredfeld (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Ausschusses für Planungs- und Umweltangelegenheiten, auf dem Gelände gegenüber der Amtsverwaltung Bad Bramstedt-Land in der König-Christian Straße, auf dem ab Sommer 2023 das MVZ und Ärztehaus gebaut werden sollen. Foto: Straehler-Pohl
So soll das Ärztehaus, also der privat betriebene Teil des Gesamtprojekts, an der König-Christian-Straße/ Ecke Lohstücker Weg einmal aussehen. Vorentwurf: PZWO Architekten
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